Kurt Udermann - Coaching

Rezension zum Buch von Detlef Bald: Dietrich Bonhoeffer.

Der Weg in den Widerstand.

„Ich bete für die Niederlage meines Landes“. Darmstadt 2021


                         
 

Der Autor gibt Einblick in das Ringen Dietrich Bonhoeffers um eine adäquate, christliche Antwort auf die Provokationen und Täuschungen des Nationalsozialismus. Das letzte von 13 Kapiteln beschreibt als eine Art Zusammenfassung auch die anfängliche öffentliche Ablehnung der Anerkennung Bonhoeffers in Deutschland und seiner unaufhaltsamen, weltweiten Hochachtung. (209 - 212) Der Verfasser öffnet zwölf Zugänge zur folgerechten Entscheidung Bonhoeffers, sich dem Widerstand um Canaris und Oster anzuschließen.

Die Untersuchung bietet viele interessante Informationen zu den Phasen, die den Weg Bonhoeffers in den offiziellen Widerstand markieren. Ihre gewählte Perspektive bringt überraschende und erhellende Details ans Licht, die gewöhnlich in Biographien nicht zur Sprache kommen. Die Lektüre wird bereichert durch vertiefende Einblicke in politische, soziale und persönliche Voraussetzungen der Protagonisten und der politischen Strömungen der jeweiligen Station. Der Autor thematisiert auch viele bekannte Erlebnisse, Ereignisse und Entscheidungen Bonhoeffers: Im reflektierten und konsequenten Kampf gegen das NS-Regime mündet dieses entschiedene „Gegenhandeln“ schließlich in den Widerstand und findet in der Hinrichtung am 9. April 1945 sein tragisches Ende.

Die Darstellung von Bonhoeffers Klar- und Weitsicht sowie die entschiedene Umsetzung des Erkannten in konkretes Tun beeindrucken. Beides – Analyse und Handeln – war Bonhoeffer nicht in die Wiege gelegt worden. Das Zustandekommen seines einjährigen Aufenthaltes in New York, der die Weichen seines Lebens richtungsweisend stellte, nahm er als ein unerwartetes Geschenk gerne an. Die Fäden im Hintergrund zog sein Entdecker Superintendent Max Diestel. (57)

Die Erfahrungen Bonhoeffers in der „anderen, neuen Welt“ haben sein Denken und sein Handeln (Lebensmotto: „Christentum bedeutet Entscheidung“) grundlegend neu orientiert und motiviert. Er hat sich an seinem Studienort, dem Union Theological Seminary, von Professoren und Studienkollegen inspirieren lassen. (42) Maßgeblich aber waren für sein späteres Leben seine Offenheit für die Begegnung mit Afroamerikanern und ihrer Lebenswelt, ihrer Diskriminierung durch die weiße Mehrheitsbevölkerung, die von der Kirche abgesegnet war. Er lernte Vertreter der Befreiungsbewegung und ihre Publikationen kennen. Jedenfalls ließ er im gelobten Land der „Neuen Welt“ auch deren dunkle Seiten an sich heran.

Im „Union“ eignete sich Bonhoeffer eine klare Haltung gegenüber Rassismus, sozialer und ökonomischer Diskriminierung und angemaßtes Herrentum an. Er war empört, dass die „weiße Kirche“ die Schwarzen aus ihren Gottesdiensten ausschloss. So war er auch willens, der Kirche in Deutschland die Stirn zu bieten und ihren Gleichschritt mit den Nazis als Verirrung zu verurteilen. Aber New York brachte nicht nur in politischer Hinsicht eine Lebens-Wende. Er betonte, dass er auch zur Bibel fand – vor allem zur Bergpredigt. Er, der vor noch nicht allzu langer Zeit in guter protestantischer Tradition den Krieg gerechtfertigt und die Bergpredigt für irrelevant erklärt hatte, denkt nun in die Gegenrichtung: Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit und Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes, insbesondere der Bergpredigt. (51)

Auf diesem geistigen Fundament und mit der Bereitschaft zu entschiedenem Handeln kehrte er 1931 nach Deutschland zurück. Wie er in Harlem schwarze Frauen und Kinder unterrichtete, so übernahm er in Berlin-Wedding Jugendarbeit. Er antwortete auf seine Überlegungen zur sozialen Frage mit konkreten Taten, real im verrufenen und kirchenfernen Proletarier-Milieu, in dem Armut und Unmoral dominierten. Erstaunlich ist sein solidarisches Leben mit den Jugendlichen. Mit seinem Freund Franz Hildebrandt verfasste er einen „Lutherischen Katechismus“, um die Jugendlichen auf die Konfirmation vorzubereiten. Sie wollten den Burschen auch Kriterien an die Hand geben, mit denen sie die menschenverachtenden Ziele und Verführungen des Nationalsozialismus durchschauen konnten. Sie betonten, dass alle Zwietracht in der Welt überwunden werden müsse und allein christliche Brüderlichkeit Frieden stiften könne. Bonhoeffer wollte „diese Jugendlichen vor NS-Tendenzen schützen und ihnen Hoffnung vermitteln, dass ihre Zukunft nicht in Armut und Verzweiflung enden würde.“ (61)

Später begründete er in einer Rede vor Pfarrern, dass die Kirche Recht und Aufgabe hätte, dem Rad in die Speichen zu fallen, wenn die Politik (das NS-Regime) gegen das Recht verstoße. Er appellierte an die Solidarität mit den Juden. (69) Dieser aufrüttelnden Botschaft verschloss sich die Mehrheit der anwesenden Pfarrer.

Auf mutige und prophetische Weise nahm er am 1. Februar 1933 im Radio Stellung zur Machtübernahme Hitlers (30. Jän.): Der „Führer“ gebärdet sich als Messias. Wenn er sich nicht an das Recht hält, wird er zum „Verführer“. (11) Er wies klar auf die Gefahren des Führersystems hin. Die Unterwerfung unter den Führer bedeute Selbstentrechtung und Selbstentmündigung der Bürger. Bald schon galt: Der Führer hat beschlossen! Die Rechtsstaatlichkeit war aufgegeben und der Diktatur das Tor weit geöffnet.

Nach seiner Ernennung zum Jugendsekretär des ökumenischen Weltbundes (Herbst 1931) und während seiner Tätigkeit als Pfarrer in London (1933-1935) widmete sich Bonhoeffer der Erarbeitung einer Friedensethik. Dafür setzte er sich intensiv mit den Fragen des Krieges auseinander: „Die Geschichte des Westens belehrt uns, dass dies eine Geschichte der Kriege gewesen ist.“ (78) „Herrschaft über die Natur führe zu einer Kultur nicht nur gegen die Natur, sondern auch gegen den anderen Menschen’“. (79) Große Beachtung fand seine Friedensrede am 28. Aug. 1934 in Fanö (Dänemark). Der Pfarrereid auf Hitler und die Aufrüstung der Reichswehr signalisieren zwei direkte Anlässe. (91) Er prangerte das Kriegstreiben der Nazis an und beschwor den Frieden. Jeder zukünftige Krieg werde mit dem äußersten Einsatz technischer Mittel geführt werden und eine Maschinerie des Todes in Gang setzen. Das Leid werde unermesslich sein. „Es gab nur eine alternative Lösung: Frieden... Es ist als ob alle Mächte der Erde sich verschworen hätten gegen den Frieden; das Geld, die Wirtschaft, der Trieb zur Macht, ja selbst die Liebe zum Vaterland sind in den Dienst des Hasses hineingerissen, Hass der Völker, Hass der Volksgenossen gegen eigene Volksgenossen.“ (95) Für die Nazis war diese Rede eine ungeheure Provokation.

Die Planungen für eine Indienreise liefen seit Dietrichs Pfarrertätigkeit in London und parallel zu den Vorbereitungen der Friedensrede in Fanö. Er erwartete sich durch die Begegnung mit der östlichen Glaubenswelt, Mahatma Gandhi und Rabindranath Tagore, Impulse für seine Friedensethik, besonders hinsichtlich des gewaltfreien Widerstandes. Seine Indienreisepläne waren keine modische Eintagsfliege. Schon bei der Rückreise aus New York 1931 hatte er einen Indien-Aufenthalt erwogen. Die Zusage an die Bekennende Kirche, im Herbst 1934 im kommenden Jahr die Leitung des Predigerseminars in Finkenwalde bei Stettin zu übernehmen, beendeten seine Reisepläne. (98) Detlef Bald hat den zahlreichen Berührungspunkten im Denken Gandhis und Bonhoeffers angemessene Aufmerksamkeit geschenkt. (98 - 113)

Bonhoeffer wurde zum „Staatsfeind“ erklärt, die Lehrerlaubnis an der Universität entzogen (5. Aug. 1936) und das Predigerseminar in Finkenwalde geschlossen (28. Sept. 1937). Ziel der Ausbildung im Predigerseminar war eine auf Dauer angelegte Gemeinschaft von Pfarrern, die fähig sind „in den gegenwärtigen und kommenden kirchlichen Kämpfen“ ihre Aufgaben zu erfüllen. (116) „Das Motto, das Bonhoeffer dabei vorschwebte, könnte umschrieben werden: Grundlegung innerhalb der Mauern der Gemeinschaft (intra muros) für eine Bewährung im Leben (extra muros).“ (115) Auf das Redeverbot im Reichsgebiet (Sept. 1940) folgte das Publikationsverbot (März 1941).

Bonhoeffer wurde in den Strudel einer existentiellen Entscheidungskrise hineingerissen. Sein zweiter Aufenthalt in New York sollte zur Klärung beitragen. Einladungen zu Lehrveranstaltungen in New York und Chicago lagen vor. In New York angekommen bedrängten ihn wieder Unruhe und Zweifel. Deutschland bewegte ihn ebenso wie ‚die Brüder drüben und ihre Arbeit.’“ (133) Schließlich traf er die Entscheidung, in die „Heimat“ zurückzureisen (20. Juni). Statt einem Jahr blieb er nur zwei Monate in den USA (Juni/Juli 1939). Er kehrte in sein Land zurück, um dessen Schicksal zu teilen. (160)

Um der Einberufung zum Wehrdienst zu entgehen, suchte Bonhoeffer freiwillig um Dienst als Militärseelsorger an. Dienst mit der Waffe und ein Eid auf Hitler waren für ihn undenkbar. Der Bescheid war negativ. Im Frühsommer 1940 wurde er in den Kreis des Widerstandes unter Admiral Wilhelm Canaris, dem Leiter der Heeresabwehr und Generalmajor Hans Oster, dem Chef der Zentrale des Geheimdienstes, aufgenommen. (144) Hans von Dohnany, Bonhoeffers Schwager, Jurist und Leiter des Referates für Politik im Geheimdienst, wurde für Dietrich die entscheidende Bezugsperson im Widerstand. Die Abwehr nutzte seine Verbindungen in Kirche und internationaler Ökumene, „um vor allem Informationen nach Großbritannien zu geben oder zu berichten, was dort über alliierte Politik verdeckt zu erfahren sei.“ (145) Ziele des militärischen Widerstandes waren das Attentat auf den „Führer“, Sturz des NS-Regimes, Beseitigung der Diktatur und Verhandlungen für ein Kriegsende, danach Etablierung von Rechtsstaatlichkeit und Frieden, eine gerechte Sozialordnung in freiheitlicher Gesellschaft. (146)

Bonhoeffer wurde in die Erarbeitung von Konzepten einer Friedens- und Gesellschaftsordnung für die Zeit nach dem Krieg involviert. Als im Mai 1942 der Beistandsvertrag zwischen London und Moskau im Radio gemeldet wurde, reiste Bonhoeffer als Bote zu Lordbischof Bell, damit dieser vermittelnd in London für den Widerstand eintrete. Dieser wollte als zukünftiger Verhandlungspartner der Alliierten akzeptiert werden. Zur Vertrauensbildung nannte Bonhoeffer die Namen der Militärs, die bereit waren, den Putsch mitzutragen und erläuterte die Ziele des Widerstandes. Das von Bischof Bell an das „Foreign Office“ weitergeleitete Memorandum wurde zwar freundlich, aber negativ bewertet. Der Widerstand musste sich darauf neu erfinden. (170)

Dietrich Bonhoeffer war am Projekt „Unternehmen Sieben“ beteiligt, wie es bereits von der Außenstelle in Wien mit Erfolg praktiziert wurde. Der Abtransport jüdischer Bürger konnte dadurch verhindert werden. „Es brauchte mehr als ein Jahr, diese Gruppe im Spätherbst 1942 über Basel in die Freiheit zu bringen mit der Legende, Richtung Südamerika zu fahren, von dort aus in die USA zu gelangen, um militärisch relevante Informationen zu liefern.“ (175f) Die Widerstandsgruppe um Canaris rettete so 14 jüdische Mitbürger und bewies Mut und Solidarität mit den Juden.

Da ein Ende des Krieges nur durch die Beseitigung Hitlers erreichbar schien, fand sich Bonhoeffer – im Unterschied zu Helmut James Graf von Moltke, Mitglied des Kreisauer Kreises und ebenfalls Protestant – mit dem Tyrannenmord ab. (161, 180) Aber keines der geplanten Attentate (13. und 21. März 1942) gelang. Nachdem Hitler das Attentat vom 20. Februar 1944 überlebt hatte, übte er grausame Rache.

Eberhard Bethge überliefert in seiner Bonhoeffer-Biographie: In außergewöhnlich herzlicher Atmosphäre unter Freunden antwortete Dietrich Bonhoeffer auf die Frage, welche Bedeutung die gegenwärtige Lage im Krieg für ihn ganz persönlich habe, wofür er bete. „Wenn Sie es wissen wollen, ich bete für die Niederlage meines Landes, denn ich glaube, dass das die einzige Möglichkeit ist, um für das ganze Leiden zu bezahlen, das mein Land in der Welt verursacht hat.“ (159) „Bonhoeffer nahm die historische, übergroße Schuld mitleidend und kollektiv auf sich.“ (160)

Der Aufenthalt in New York öffnete Dietrich Bonhoeffer die Augen: Er sah die Auswirkungen der Rassendiskriminierung, der unbewältigten „Sozialen Frage“, der Bewertung des Krieges und die Legitimierung all dessen durch die Kirche. Er war sensibilisiert für die Weichenstellungen der Reichskirche und des NS-Regimes, entlarvte dessen „Maskerade des Bösen“ und gestaltete sein überzeugtes, widerständiges Handeln. Das führte ihn in letzter Konsequenz in den Kreis des Widerstandes um Canaris und Oster.

„Ihr, die das Leben gabt für des Volkes Freiheit und Ehre,
nicht erhob sich das Volk, euch Freiheit und Leben zu retten.“ (Ricarda Huch) (211)

Immerhin hat der Verfasser Dietrich Bonhoeffer ein literarisches Denkmal gesetzt. Detlef Bald ist es gelungen, sein Thema kompetent, ausführlich und sehr ansprechend darzustellen sowie die Einzigartigkeit Bonhoeffers im Denken und Handeln sichtbar zu machen.

Kurt Udermann


Buch-Präsentation 2018
 

„Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend“

Mit dem Wort Gottes durchs Leben
Gedanken zu den Sonn- und Feiertagen im Jahreskreis c

20.11.2018 in der Buchhandlung Breschan,

um 19.00 Uhr

Ablauf:
 
1. Musik (Hr. Wolfgang Putzinger)
2. Begrüßung durch Heinz
3. Beiträge von Fr. Bauschke und Albert; moderiert von Heinz
4. Musik (Hr. Wolfgang Putzinger)
5. „Lesung“ von einem Text
und Bilder vom Jakobsweg (Kurt)
6. Musik (Hr. Wolfgang Putzinger)
7. Abschluss – Dank – Einladung (Heinz)
8. Musik (Hr. Wolfgang Putzinger)






Kurt Udermann - Neuer Wein gehört in neue Schläuche

Mit dem Wort Gottes durchs Leben
Gedanken zu den Sonn- und Feiertagsevangelien im Jahreskreis B

Dienstag, 21. November 2017
19.00 Uhr
Buchhandlung Breschan
Kirchgasse 6, 9560 Feldkirchen

Jesus verkündet: Das Reich Gottes, die Gottesherrschaft, ist vor euren Augen. Sie liegt vor euren Füßen. Zögert nicht, ergreift das Angebot Gottes: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Ihr müsst keine frommen Leistungen erbringen, damit Gott nahe kommt. Gott ist da! Ihr müsst euch umwenden, wenn ihr ihm den Rücken zugekehrt habt. Wendet euch ihm zu, lasst euch von ihm anschauen und ansprechen und gebt ihm eure persönliche Antwort.

Mag. Lic. Dr. Kurt Udermann
Geboren in Unzmarkt, Studium der Theologie in Wien, Eintritt in den Jesuitenorden, Priesterweihe 1988 in Taipeh/Taiwan, Lizenziatsstudium am päpstlichen Bibelinstitut in Rom. Übertritt in die Diözese Innsbruck und Doktoratsstudium in Wien. Arbeit als Pfarrer in den Diözesen Graz-Seckau und Gurk-Klagenfurt. Seit 1. September 2016 in Pension.


BUCH-PRÄSENTATION 


Programm:
1. Musik (Hr. Andreas Goritschnig)
2. Begrüßung durch Heinz
3. Dialog zum Buch; moderiert von Heinz
4. Musik (Andreas G.)
5. „Lesung“ von Texten (Kurt und Andreas)
6. Abschluss – Dank – Einladung (Heinz)
7. Musik (Andreas G.)


Gespräch zwischen Heinz Breschan (Buchhändler), Albert Gaskin (Illustrator), Kurt Udermann (Autor) und Frau Christina Bauschke (Verlegerin)


Heinz: Kurt, was hat dich veranlasst, nach dem Predigtbuch des Vorjahres ein weiteres Buch dieser Art zu veröffentlichen?


Kurt: Diese Frage zu beantworten ist relativ einfach. Es gibt vier Evangelien. Die römisch-katholische Kirche hat einen Lese-Plan erstellt, in dem die drei synoptischen Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas je einem Lesejahr zugeordnet sind. Das Matthäus-Evangelium ist dem Lesejahr A zugeordnet, das Markus-Evangelium dem Lesejahr B und das Lukas-Evangelium dem Lesejahr C. Das Johannes-Evangelium hat kein eigenes Lesejahr - ist aber in die drei Lesejahre eingebaut. Am ersten Adventsonntag, dem 3. Dezember beginnt das Lesejahr B.

 
Einer der Beweggründe für die Herausgabe des Buches ist also der: Das Buch "Neuer Wein gehört in neue Schläuche!" soll ein sonn- und feiertäglicher Begleiter durch das ganze Kirchenjahr und eine Einführung in das Markus-Evangelium sein.

 
Der andere Grund ist, dass die Herausgabe eines Buches viele neue und interessante Erfahrungen mit sich bringt und irgendwie ein Abenteuer ist. So hat Paul Auster geschrieben – (bitte erschrecken Sie nicht!): "Ein Buch ist wie eine Totgeburt." Lebendig war ihm das Buch, solange er es lesen, wieder lesen und ändern konnte. Aber als das geschriebene Wort gedruckt war und nicht mehr geändert werden konnte, war es quasi tot.

 
Eine weitere Erfahrung machte ich, als ich in Wien beim Schaufenster der Buchhandlung Herder stand und die Namen der großen Autoren las, wie: Anselm Grün, David Steindl-Rast, Paul Zulehner usw. und dann hineinging, um den Geschäftsführer zu bitten, dass er mein Buch zum Verkauf auflegt. Ich war fast so aufregt wie vor einer schweren Schularbeit.

Heinz: Albert, mit Zeichnungen ein Buch zu illustrieren bedeutet viel Arbeit, die Auseinandersetzung mit dem Text, der illustriert werden soll und dann die Zeichnung selbst. Warum hast du das trotzdem wieder gemacht?


Albert: Beim ersten Buch hat Kurt mich gefragt ob ich ein paar Zeichnungen zu den Evangelien machen würde, da hab ich gern ja gesagt; (damals hat er gemeint für das Lesejahr B werde er dann jemand anders finden.)
So hab ich mich dann geehrt gefühlt auch bei diesem Buch zeichnen zu dürfen. 

 
Hier ist es mir etwas schwerer gefallen – die Bilder sollten ja doch wieder anders werden – und doch zusammenpassen. Zuerst geht’s kaum - ich lese – immer wieder die Texte – ein Satz bleibt dann hängen – und dann....
Kurt hat mich öfter gefragt wie weit ich schon sei – anfangs hab ich ihn a bissl anlügen müssen: „... ja ja – ich hab schon einiges beisammen !!!??“ .. da war noch nicht viel an Zeichnungen da - irgendwie brauch ich immer etwas Druck oder Stress – auf einmal geht das Zeichnen dann – fast wie von selber ..... diesmal sollten es eigentlich Köpfe, Gesichter werden – und es sind ja auch einige geworden.... Die Originale haben diesmal auch ganz wenig Farbe – sind aber im Schwarzweiß Druck auch gut rübergekommen.

 
Heinz: Frau Bauschke, ich habe mit Ihnen wegen der Herausgabe des Buches von Kurt, Kontakt aufgenommen. Was war der Grund, dass Sie es in Ihr Programm aufgenommen haben und können Sie uns etwas über Ihr Verlagsprogramm und Ihre Anliegen als Verlagsleiterin sagen?


Frau Bauschke: Das Wesentliche war wohl, dass wir aufgrund unserer Verlagsphilosophie Manuskripte und Autoren auswählen und verlegen, die bei den großen Verlagen aus wirtschaftlichen Gründen nicht aufgenommen werden und die bei Druckkostenzuschussverlagen viel Geld für das Verlegen ihres Buches zahlen müssten. Dazwischen liegen wir: Wir arbeiten wie ein größerer Verlag und tragen das verlegerische Risiko. Aber dafür versuchen wir gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren die zukünftigen Leserinnen und Leser zu erreichen, was vor allem auch von der Initiative der Autoren abhängt, indem sie möglichst viele Lesungen machen.

 
Unsere Verlagsbereiche sind inhaltlich sehr breit gefächert, und Herrn
Udermanns Manuskript war zum einen von sehr guter Qualität und inhaltlich für eine unserer Möglichkeiten überschaubare Anzahl von Lesern geeignet, weil wir sehr kleine Auflagen produzieren. Neben dem Inhalt waren für uns auch die Zeichnungen sehr ansprechend.

 
Heinz: Lieber Albert, man kann dich bei manchen Veranstaltungen - z.B.: beim Literarisches-Quintett - beobachten, dass du zu Block und Stift greifst und Situationen in deinem Block festhältst. Was bedeutet dir das Zeichnen?


Albert: Na ja – gezeichnet hab ich immer schon – im Gymnasium in Seckau hab ich einen sehr guten Zeichenlehrer gehabt – Br. Bernward Schmidt (er war eigentlich Goldschmied); der hat uns einfach zeichnen und malen lassen, uns viel gezeigt und vor allem die Freude am Zeichnen geweckt und erhalten.

 
Dann während des Studiums in Graz war ich immer wieder mit einem guten (Zeichen-) Freund unterwegs – haben uns auch bei den Architekten im freien Aktzeichnen hineingeschwindelt usw...

 
Eigentlich bin ich ja ein ganz freier Zeichner – drum waren diese zwei „Aufträge“ von Kurt eine richtige Herausforderung – einmal bei einem Thema bleiben zu müssen – zu einem Termin etwas rechtzeitig fertig haben zu müssen...


Zeichnen, das gelingt mir am besten, wenn ich wo unterwegs bin, oder bei Konzerten und anderen Veranstaltungen im Amthof – da geht’s dann oft ganz „automatisch“ die Hand zeichnet das Aug schaut – und wenn ich es ein paar Tage später anschaue – dann gefallen mir die Bilder sogar! Irgendwie ist das Ganze auch eine Art (inneres) Tagebuch... eigentlich nicht zum Herzeigen

 
Heinz: Kurt, wodurch unterscheiden sich deine „Gedanken zu den Evangelien“ von jenen, anderer Predigten? Worin besteht das Alleinstellungsmerkmal deiner „Gedanken zu den Evangelien“?

 
Kurt: Beim Marsch auf Washington äußerte M. L. King den Satz: "Ich habe einen Traum!" - Sein Traum war das Ende der Rassendiskriminierung, der bis heute noch nicht in Erfüllung ging.

 
Ich habe auch einen Traum - nein, ich habe eine Überzeugung: "Wo Gottes Wort bei mir ist, da finde ich meinen Weg, im Unrecht mein Recht, in der Ungewissheit meinen Halt, in der Arbeit meine Kraft und im Leiden die Geduld." Dieses Wort stammt von Dietrich Bonhoeffer. Er wurde kurz vor Kriegsende von den Nazis hingerichtet.


Wenn meine "Gedanken zu den Evangelien" anders sind - also ein Alleinstellungsmerkmal haben, dann hat das mit Dietrich Bonhoeffer zu tun. Er hat angehende Pastoren zum Predigtdienst ausgebildet und ihnen einige Richtlinien mitgegeben.

 
In der „Finkenwalder Homiletikvorlesung“ bestimmt Dietrich B. das Ziel der Predigt: Ziel des Predigens ist, dass die Gemeinde beginnt, selbstständig die Bibel zu lesen. Sie soll in Gottes Wort mündig werden. Für die Textauslegung ist daher wichtig, dass der Text selbst zum Reden gebracht wird. Bonhoeffer ist überzeugt, dass Gottes Wort selbst wirkt. Wenn der biblische Text selbst zu den Hörern und Hörerinnen zu reden beginnt, ist alles erreicht. Das Wort Gottes ist kein leeres Wort. Es hat die Kraft Menschen und Situationen zu verändern. Die Würde des biblischen Wortes muss bewahrt werden. Lange Einleitungen können das verhindern. Er rät, "den Leuten mit dem Text ins Gesicht springen." Zur Form einer Predigt sagt Bonhoeffer, dass sie im Anschluss an Cicero und Augustinus Momente der Lehre, der Erbauung und der Bekehrung beinhalten soll.

 
Mir geht es im Anschluss an Dietrich Bonhoeffer bei der Predigt darum, dass ich die Hörer bzw. Leser ermutige in der Hl. Schrift zu lesen und Gott zu sich sprechen zu lassen. Ich möchte hinter das Wort der Bibel zurücktreten und Gottes Wort wirksam werden lassen. Ich möchte lehren, indem ich die Augen für die lebensnahe Bedeutung des Wortes Gottes öffne, aufbaue, indem ich zu einem geistlichen Leben, gemäß dem Wort Gottes einlade und zur Umkehr aufrufe, wenn und wie es der Text nahe legt.




2016

Kurt Udermann - Als sie den Stern sahen, wurden sie von großer Freude erfüllt

Predigten zu den Evangelien im Jahreskreis A

Präsentation des Predigt-Buches
„Als sie den Stern sahen wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.“
20.12.2016 in der Buchhandlung Breschan,
um 19.00 Uhr

Ablauf:

1. Begrüßung durch Mag. Heinz Breschan
2. Dialog zum Buch; moderiert von Heinz
3. Dank und Wort zur Widmung durch Kurt
4. „Lesung“ einer Predigt (5. Ostersonntag) Kurt
5. Schluss (Heinz) – Weihnachtsgrüße (Kurt)

Gespräch mit dem Autor und Illustrator – moderiert von Buchhändler, Mag. Heinz Breschan

Heinz: Kurt, was war letztendlich ausschlaggebend, dass du dich entschlossen hast, deine Predigten in Form eines Buches zu veröffentlichen?

Kurt: Es war Eure Betriebs-Jubiläumsfeier, hier in der Buchhandlung. Herr Alexander Pointer und seine Frau Angela sprachen über ihre Erfahrungen und Bücher. Anschließend standen wir mit Anton Gaugeler zusammen, da fragtest du mich, wann mein erstes Buch erscheinen wird. Ich dachte damals ohne etwas zu sagen: Na, lass dich überraschen!

Als dann klar war, dass ich in Feldkirchen bzw. Bodensdorf bleiben werde, obwohl die Kärntner Kirchenleitung mich gern in die Steiermark abgeschoben hätte, beschloss ich, statt auf Tauchstation zu gehen, mich mit einem Predigtbuch in Erinnerung zu halten. Und es sollte eine Feldkirchner Gemeinschaftsproduktion werden. Zum Glück fand sich auch Albert gleich bereit mit Zeichnungen das Buch zu illustrieren. Nachdem ich die Teilnahme am NLP-Kurs für November auf Kuba fixiert hatte, beeilte ich mich, die Texte bis Anfang November bei der Druckerei Wulfenia abzuliefern.

Mit dem Gefühl alles erledigt zu haben, bestieg ich am 2. Nov. das Flugzeug nach Kuba.

Heinz: Albert, was hat dich gereizt, an dem Predigt-Buchprojekt mit zu arbeiten?

Albert: Vor etwa einem Jahr hat Kurt einmal die Idee geäußert ein Buch zu machen – ob ich da eventuell was zeichnen mag – ich hab das nicht so ganz ernst genommen, bis er dann im vorigen Sommer konkret gefragt hat. Für mich war es ganz was Neues, ein Thema zum Zeichnen vorgegeben zu bekommen – dazu noch mit einem Termin – was für mich wieder ganz gut war, da ich dann zeichnen muss;

Heinz: Kurt, wie entsteht in deiner „Predigtwerkstatt“ eine Predigt? Welche Schritte sind notwendig bis der Text predigtbereit vor dir liegt?

Kurt: Ich beginne mit den Vorbereitungen meist Sonntag abends. Ich suche das Evangelium vom nächsten Sonntag, lese es, um es ab Montag täglich vor dem Frühstück zu meditieren. Meist lese ich dann auch noch in bibeltheologischen Fachbüchern nach. Am Freitag schließlich setze ich mich hin und schreibe die Predigt nieder. Beim anschließenden, oftmaligen Durchlesen, kommt es noch zu vielen Korrekturen.

Heinz: Wie bist du Albert bei der Herstellung deiner Illustrationen vorgegangen? Hat du das Matthäusevangelium durch gelesen und bei Stellen, die dich irgendwie angesprochen haben, zum Stift gegriffen?

Na Ja – ich bin ja nicht der große Bibelleser – aber ein bissl kenn ich mich doch aus – zumal Kurt, mir und vielen von den hier Anwesenden, in seinen „Bibelbetrachtungen“ ganz verschiedene aber konkrete Möglichkeiten des Zugangs zu den Texten gezeigt hat.

So hab ich einmal die Evangelien der Sonntage hergenommen – gelesen -– oft bleibt dann ein Satz hängen. Es ist ganz eigenartig, wenn ein Satz „trifft“, dann geht das Zeichnen plötzlich ganz von Selber.

Überhaupt, so glaub ich, soll es beim Zeichen irgendwie Klick machen – und dann zeichnet die Hand ganz von selbst – ich muss sie nur lassen...
Die Zeichnungen sollten – so meinte ich - doch auch zusammenpassen, und so sind alle extra für dieses Buch entstanden. Eine überraschende Erfahrung war, dass oft - zu sehr bildhaften Texten - nichts entstanden ist, und bei unscheinbaren Sätzen fiel es leicht etwas zu zeichnen.

Heinz: Wie bist du überhaupt zum Zeichnen gekommen? Was bedeutet dir das Zeichnen? Und hast du schon einmal deine „Werke“ öffentlich gezeigt?

Albert: Eigentlich zeichne ich immer schon – am Gymnasium in Seckau haben wir einen sehr guten Zeichenlehrer gehabt – Bruder Bernward Schmidt. Er war Goldschmied und hat viele schöne Emailarbeiten geschaffen. Der hat uns einfach „zeichnen lassen“ und hat uns so die Freude nicht verdorben. Er hat uns oft auch einfach erzählt wie er arbeitet. In Erinnerung ist mir geblieben, dass er uns erzählte, dass ihm oft in der Nacht beim Aufwachen ein Entwurf, eine Idee, in den Sinn gekommen sei – die dann am Morgen meist vergessen war – daher hätte er nun IMMER einen Bleistift und einen Block am Nachtkästchen liegen.

Dann beim Studium war ich mit einem guten Freund immer wieder zeichnen. Bei den Architekturstudenten haben wir uns beim freien Aktzeichnen eingeschlichen. Er war Mediziner ich Pharmazeut. Wir haben uns so, beim Zeichne in der Natur oder in Italien, das Handwerk selber beigebracht.

Ich sehe mich selber vor allem als Zeichner mit einfachsten Mitteln – Tintenstift, Bleistift und Skizzenbuch. Auf Reisen usw. macht es einfach Freude etwas „festzuhalten“. Hier in Feldkirchen treffen wir uns jede Woche zum Aktzeichnen. Das ist die beste Übung, was das Schauen und Umsetzen betrifft. Da merkt man jeden Fehler sofort. Einige Teilnehmer unserer Zeichenrunde sind heute auch hier, was mich sehr freut.

Hergezeigt hab ich eigentlich noch nicht viel – außer Freunden. Zur Zeit sind bis 7.Jänner einige meiner Zeichnungen für dieses Buch, und ein paar Skizzenbücher bei der Gruppenausstellung KunstLokal, in der Amthof Galerie zu sehen.

Heinz: Kurt, was ist dir bei der Auslegung eines Evangeliumstextes wichtig? Worauf konzentrierst du dich? Was willst du vermitteln?

Kurt: Mir kommt es vor allem darauf an, das, was Jesus gesagt und gemeint hat, aktualisierend wiederzugeben. Christen haben neben dem vielen Guten, das sie getan haben, auch viel Unheil angerichtet. Warum? Weil sie nicht auf Jesus gehört haben, sondern „Herrscher von Gottes Gnaden“ oder „Kirchenführern“, die dem Zeitgeist folgten, nicht aber dem Wort Gottes.

Mein Anliegen ist es, den Christen zu helfen, über das Wort der Bibel mit Jesus in Beziehung zu treten, um mit ihm und den Brüdern und Schwestern im Glauben vor Gott zu wachsen.

Heinz: Warum glaubt ihr, sollte ein Christ/ eine Christin euer Predigtbuch kaufen und lesen?

Albert: Wie man heute sieht und wie ich weiß, haben viele Menschen von deinen Predigten viel mitgenommen. So ist von deiner Zeit hier in Feldkirchen doch einiges geblieben.

Noch eine Bemerkung: Bei meinen Zeichnungen hast du mir ganz freie Hand gelassen, und ich hab zum Zeichnen nur die Evangelien-Texte zur Hand genommen. So ist das Buch eigentlich nicht als Zusammenarbeit entstanden, obwohl wir sonst ganz gut miteinander gearbeitet haben. Ich war ja dein Pfarrgemeinderats-Obmann.

Kurt: Ich glaube, dass das Predigtbuch einerseits eine gute Einführung in die biblische Theologie des Matthäusevangeliums ist. Ich versuche immer wichtige, biblische Begriffe zu erklären, die notwendig sind, um das Evangelium zu verstehen. Andererseits ist das Buch eine Hilfe, Jesu Botschaft für mich heute zu vernehmen und es im eigenen Leben zu verwirklichen. Dabei ist aber wichtig, dass das gehörte Wort einmündet in das Tun des Wortes. Nur wer sich auf Jesu Wort wirklich eingelassen hat, weiß, ob es wahr ist, ob es getragen hat.

Noch ein Wort zur Widmung des Buches: Das Buch ist Frau Uta und Herrn Manfred Buxbaum, sowie den mutigen Kreuz-Schwestern des Antoniusheimes gewidmet.

Diese Widmung ist ein Zeichen des Dankes für deren Unterstützung in einer für mich besonders schwierigen Zeit. Ihre stellvertretende Solidarität hat mir geholfen an der Kirche nicht ganz zu verzweifeln.

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St. Urban Weg 11/79
9551 Bodensdorf
Ich stehe Ihnen gerne als Coach zur Verfügung, um Ihnen in Fragen der persönlichen Entwicklung (personal coaching), der beruflichen Tätigkeit und der Führung eines Betriebes (business coaching), sowie in der Frage nach Sinn und Gesamtzusammenhang (spiritual coaching) neue Sichtweisen und kreative Lösungen zu finden.
Kurt Udermann