Kurt Udermann - Coaching

   Fundación Madre Herlinda Moises

Mutter Herlinde Moises Stiftung


                   


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Pasacaballo, am 2. August 2019 (26. Brief)


                                         Auf Wiedersehen! - Hasta la Vista


            
 
Ich bin sehr dankbar für die sechs Monate, die ich hier in der Stiftung und in Kolumbien verbringen durfte. Ich bin dankbar, dass ich gesundheitlich keine größeren Probleme hatte. Nur zwei Mal plagte mich eine eintägige Magenverstimmung.

Die Erfahrung eines Kindes, das die Sprache lernt und in vielen Belangen auf Hilfe angewiesen ist, war eine kostbare Erfahrung. Ebenso das Akzeptieren einer Umwelt, die so ganz anders ist als die eigene, gewohnte, ist sehr lehrreich und öffnet die Augen für die eigene Realität.

Ich habe einiges von der Arbeit der Stiftung kennen gelernt und pastoral etwas, zwar nicht viel, beitragen können. Beeindruckt haben mich die Montagstreffen mit dem Bibelgespräch, auch wenn ich nicht alles verstanden habe.

Ich habe in diesen sechs Monaten auch viel über Kolumbien erfahren, über seine Geschichte, über seinen Reichtum, aber auch über seine Leiden. Ich bewundere seine Literaten und Sportler, besonders seine Radfahrer und die Menschen, die trotz allem die Hoffnung nicht aufgeben.

Dankbar bin ich auch für die Aufenthalte in Medellin, Bogota und Santa Marta. Ich habe viele gute und schöne Erfahrungen im Gepäck mit nach Hause. Und Spanisch kann ich jetzt auch mehr als bei meiner Ankunft vor sechs Monaten.

Vor allem Dank an Euch alle, dass ich mit Euch sein durfte.

        
 

Estoy muy agradecido por los seis meses que pasé aquí en la Fundación y en Colombia.
Estoy agradecido de no haber tenido problemas de salud importantes. Sólo dos veces me molestó un malestar estomacal de un día.

La experiencia de un niño que aprende el idioma y depende en gran medida de la ayuda fue una experiencia preciosa. De manera similar, aceptar un entorno que sea tan diferente al suyo, familiar, es muy educativo y abre sus ojos a su propia realidad.

He llegado a conocer parte del trabajo de la Fundación y he podido aportar algo pastoral, no mucho. Me impresionaron las reuniones de la asamblea cada lunes, aunque no entendí todo.

En estos seis meses, también aprendí mucho sobre Colombia, su historia, su riqueza, pero también sus sufrimientos. Admiro a sus escritores y atletas, especialmente a sus ciclistas y a las personas que, a pesar de todo, no pierden la esperanza.

También estoy agradecido por las estancias en Medellín, Bogotá y Santa Marta. Tengo muchas experiencias buenas y hermosas en mi equipaje conmigo. Y ahora puedo hacer más español que cuando llegué hace seis meses.

En primer lugar, gracias a todos, que me permitieron estar con ustedes.


       

                

                                           

                                                Ansichten von Pasacaballo

Nicht nur die sechs Monate meines Freiwilligen-Einsatzes sind zu Ende, auch mit der umfangreichen Biografie Simon Bolivars bin ich ans Ende gekommen. Es ist die Lebensgeschichte eines großen Südamerikaners, des Befreiers von der spanischen Fremdherrschaft, eines großen Feldherrn, Staatsmannes und Visionärs. Er hat durch Niederlagen gelernt und hat Großartiges geleistet, physisch und geistig (Die Kunst zu siegen wird in Niederlagen gelernt.). Er diente seinen Völkern ohne Eigennutz. Eine Herausforderung für kolumbianische Politiker und die Vermögenden im Land.

Ein Beispiel der Großmut des Wesens Simon Bolivars kommt in einem seiner Briefe vom November 1828 zum Ausdruck: "Mein lieber Freund, ich wünschte, ich hätte ein großes Vermögen, damit ich jedem Kolumbianer etwas geben könnte. Aber ich besitze nichts mehr. Ich habe nur noch ein Herz sie zu lieben, und ein Schwert, sie zu verteidigen." (Masur, 601)

Ein letztes Mal grüße ich Euch aus Kolumbien mit Dietrich Bonhoeffer: "Der Mensch, der liebt, weil er durch die Wahrheit Gottes frei gemacht ist, ist der revolutionärste Mensch auf Erden."

Ich freu mich auf das Wiedersehen! Euer Kurt Udermann


Pasacaballo, am 27. Juli 2019 (25. Brief)


Obwohl Pasacaballo zu Cartagena gehört und ich des öfteren in der Karibik-Touristen-Metropole zu tun gehabt habe, gilt ihr mein letzter offizieller Städtebesuch. Die Stadt ist architektonisch ein Juwel. Zahlreiche Gebäude aus der Zeit der Konquistadoren sind erhalten geblieben, viele sind saniert und restauriert worden.

Cartagena wurde 1533 vom Spanier Pedro de Heredia gegründet. Um Verwechslungen mit der spanischen Schwesterstadt zu vermeiden, bekam sie den Zusatz "de Indias". Wahrzeichen der Hafen-Stadt ist die gewaltige Befestigungsanlage. Cartagena war im neuentdeckten Amerika Umschlagplatz für Gold und all die anderen geraubten Schätze des Kontinents nach Spanien. Die sehenswerten Paläste, Klöster und Kirchen sind stumme Zeugen und Kläger des großen Reichtums der Sklavenhändler, des Adels und der Kirche. Die renommierten Stadtteile geben Aufschluss über die damalige soziale Situation: In San Pedro befindet sich der Dom und die Paläste im andalusischen Stil. Die Händler aus der Mittelschicht lebten in San Diego. Getsemani beherbergte die armen Leute. 

       

                Dom von Cartagena                                Sitz der Inquisition

Könnten Steine sprechen, bekämen wir die ausführlichsten und vollständigsten Informationen von der riesigen Befestigungsanlage und der Stadtmauer. Sie wurde zerstört, wiederaufgebaut, erweitert und modernisiert, sodass die Stadt den Nimbus der Uneinnehmbarkeit erhielt. Trauriges Detail: Persönlicher Ehrgeiz, Selbstüberschätzung und Hass gegen Bolivar führten dazu, dass sich die politische und militärische Führung von Cartagena dem Angebot Simon Bolivars, gemeinsam gegen die anziehenden Spanier zu kämpfen, verweigerte, sodass Bolivar nach Jamaica fliehen musste und der spanische Feldherr Paplo Morillo 1815 die Stadt eroberte. Nur wenige überlebten die Katastrophe, flohen nach Haiti und schlossen sich dort Bolivar an. Der Aufwiegler gegen Bolivar, Castillo, bezahlte sein intrigantes Verhalten mit dem Tod. Die eigenen Leute hatten ihn inhaftiert. Er wurde von den Spaniern hingerichtet. Eigeninteressen und Intrigen der Mitstreiter waren treue Begleitumstände des Befreiers bei seinen Befreiungskämpfen.

            

    

        Weg zur Jesuitenkirche                     Peter Claver mir einem Slaven

Für mich ist Cartagena vor allem die Stadt Peter Clavers, des großen "Jesuiten und Sklaven der Sklaven". Er ist der Schutzheilige Kolumbiens  und der "Apostel Cartagenas". "Mit der gesamten Sklavenbevölkerung unternahm Petrus Claver alljährlich Prozessionen zu dem über Cartagena gelegenen Kloster Virgen de la Popa; sein Beichtstuhl blieb vor allem den Schwarzen vorbehalten. In der Fastenzeit predigte er ihnen in der Kirche, auf Plätzen und in den Straßen in einfachen Worten, zu Ostern besuchte er sie in den umliegenden Dörfern... Gegen alkoholische Auswüchse bei ihren nächtlichen Festen und Tänzen ging er energisch vor.

Vor allem lagen ihm die Kranken am Herzen; im Hospital scheute er sich nicht, auch niedrigste Pflegearbeiten zu verrichten, zum Teil assistiert von freiwilligen weißen Helfern. Im Hospital de San Lázaro vor den Toren der Stadt betreute er die Leprakranken, wobei er auf sich selbst keine Rücksicht nahm;...

Die so genannten Cimarrones – flüchtige Sklaven, die außerhalb des Gesetzes vor der Stadt in den Sümpfen lebten – besuchte Claver heimlich, um zu missionieren und zu ermutigen. Durch seinen Einsatz kam es zu Spannungen mit Teilen der spanischen Bevölkerung, die ihm vorhielten, die Schwarzen aufzuwiegeln. Dennoch konnte er auf finanzielle und persönliche Unterstützung durch einflussreiche Persönlichkeiten zählen, u. a. auf Damen der Gesellschaft; auch deren Sklavinnen wurden wiederum für Claver tätig. In den Gefängnissen betreute er die aufgrund ihrer Verbrechen oder religiösen Vergehen Inhaftierten." (Wikipedia)

Aber Cartagena lebt nicht bloß von der Geschichte. Das kulturelle Leben pulsiert in der weltoffenen Stadt, die unzählige Touristen an Land spült. Tanz-Workshops, Literatur-Festivals, Konzerte aller Art, ein Film-Festival etc. ziehen viele Experten und solche, die es noch werden wollen, an. Im November wird in Cartagena die "Senorita Colombia" gewählt. Vor allem die Kolumbianerinnen fiebern vor dem Fernseher mit ihren Favoritinnen mit. Um Weihnachten und Neujahr ist Cartagena ein großes Fest, voll von Touristen und lebensfrohen Kolumbianern.

              

       


Geschwitzt, gefroren und aufgetaut. In Kolumbien werden alle klimatischen Wünsche erfüllt. Hier ist alles zu haben. Was ich bevorzuge? Das Klima des ewigen Frühlings in Medellin. Für Europäer ist im Winter und um Neujahr die Küste attraktiv: Cartagena, Barranquilla und Santa Marta. Wenn die Warmwasser-Dusche in Bogota funktioniert, könnte ich mir auch vorstellen dort zu leben.

Grundsätzlich werden in Kolumbien fünf Klimazonen unterschieden. Pasacaballo, Cartagena, Santa Marta gehören zur "tierra caliente" (heißes Land). Sie umfasst alles von der Meereshöhe bis 1000m mit tropischen Temperaturen über 24 Grad. Mehr als 60% des Landes sind davon betroffen. Die suptropischen Mittellagen zwischen 1000 und 2000 m machen ein Zehntel des Landes aus. Die Temperaturen bewegen sich hier zwischen 17 und 24 Grad. In diesem "clima cafetero"(Kaffeeklima)befindet sich Medellin. Die Hauptstadt Bogota und Umgebung, Tunja, Boyaca, Chiquinquira, Villa de Leyva, Ziparquira gehören zur "tierra fria" (kaltes Land) und liegt auf 2000 bis 3000 m. Prägend für dieses Gebiet ist das kühle andinische Gebrigsklima. Die beiden höchsten Zonen, die Höhen der Hochtundra ("paramo") über 3000 m und die "nieve eterna" (ewiger Schnee) ab etwa 4900 m, habe ich nicht kennen gelernt. Die spektakulären Gletschergebiete der Sierra Nevada sind Teil davon.

In Kolumbien gibt es nicht wie bei uns temperaturbedingte Jahreszeiten. Regen- und Trockenperioden markieren die Unterschiede. Die Regenzeit geht in der Regel von April bis November. Die Trockenzeit von Dezember bis März. Aber auch im Juli und August kann es eine regenärmere Zeit geben (Oliver Schmidt, Kulturschock Kolumbien, Bielefeld 2013, 14f).


Die Freude und Begeisterung über den Tour de France Sieg Egan Bernals und die weiteren zwei Plätze unter den "top ten" ist riesig. Ich freue mich mit den Kolumbianern. Gratulation!!! Nachdem Egan Bernal in Paris am Ziel angelangt war suchte er zuerst seine Familie auf. Sehr berührt hat mich wie er seinen kleinen Bruder begrüßte: Er hat ihn auf die Stirn geküsst und beide haben sich gegenseitig mit einem Kreuzzeichen gesegnet.

"Nicht unserer Hoffnungen werden wir uns einstmals zu schämen haben, sondern unserer ärmlichen und ängstlichen Hoffnungslosigkeit, die Gott nichts zutraut, die in falscher Demut nicht zugreift, wo Gottes Verheißungen gegeben sind." (Dietrich Bonhoeffer)

Euer Kurt Udermann


Pasacaballo, am 22. Juli 2019 (24. Brief)


Nein, die Tage zähle ich nicht. Vielmehr läuft mir die Zeit davon. Auswertungen für "Voluntaris" persönlich und gemeinsam mit dem Vertreter der Stiftung sind noch zu erledigen. Auch die Wohnung will vor der "Übergabe" gereinigt und in Ordnung gebracht werden. Es folgt die schwere Entscheidung, was lasse ich zurück und was nehme ich mit nach Hause. Alles "Gesammelte" hat gewiss keinen Platz. Aber noch darf ich ein wenig in den Erinnerungen schwelgen, die mir das vergangene Wochenende beschert hat.

Die Reise nach Santa Marta war eigentlich nicht geplant. Weil aber der Samstag ein Feiertag war und ich das Sterbehaus Simon Bolivars, das sich ganz in der Nähe Santa Marta's befindet, sehen wollte, traf ich zwei Wochen davor die Entscheidung, vor dem Heimflug, der ältesten Stadt Kolumbiens, einen Besuch abzustatten. Dass ich mir wegen kalter Nächte keine Sorgen machen musste, war mir klar. Der höchste Berg der Welt in unmittelbarer Meeresnähe mit den zwei Gipfeln Colon und Bolivar (5775m) befindet sich in der nahen Sierra Nevada. Dennoch dominiert die Hitze. Die gefühlte Temperatur ist hier noch höher als "zu Hause" in Pasacaballo. 

Die Fahrt von Cartagena nach Santa Marta dauerte fünf lange Stunden. Zum Glück war der Bus klimatisiert. Busfahrer und Begleiter erlauben gegen kleine "Bestechungsgaben" in Form von Getränken oder Lebensmittel Straßenverkäufern in den Bus zu steigen, um ihre Waren feilzubieten. Auch eine Form der Solidarität oder nur Bestechung? Das schnelle Ankommen am Ziel ist nicht jedermanns Priorität. Auf der Rückfahrt erwischte ich zum Glück einen Schnellbus. Ein Taxifahrer brachte mich ins Touristenzentrum "El Rodadero". Der Weg vom Hotel zum Meer dauerte keine zehn Minuten. Jedenfalls machte ich noch vor dem Schlafengehen einen Abendspaziergang am wunderbaren Sandstrand vor der leuchtenden Kulisse der wie an einer Schnur aufgefädelten Hotels mit ihren Reklame-Lichtern.

        

So nah dem Meer und nicht schwimmen gehen, das wäre unklug. Noch vor dem Frühstück um 7.00 Uhr suchte ich den Strand auf. Er war schon ziemlich belebt. Schwimmen konnte ich genüsslich und unbehindert. Auch das Frühstück ließ fast keine Wünsche offen. Auf das "Semmerl" muss ich noch warten. Ab 9.00 Uhr war Besichtigung angesagt. Ich fuhr mit dem öffentlichen Bus ca.15 Minuten nach Santa Marta. Den Besuch der Altstadt mit der Kathedrale und der Franciscus-Kirche, dem Bolivar-Park, sowie ein Gang zum Stadtstrand standen auf dem Programm.

Santa Marta ist die Hauptstadt des Departamento Magdalena. Sie wurde 1525 von Rodrigo de Bastidas gegründet. Ein Denkmal am Strand erinnert dankbar an den spanischen Stadtgründer. Die Stadt beherbergt darüber hinaus nicht nur Denkmäler der Kämpfer der Befreiungskriege, sondern auch der in diesem Gebiet ansässig gewesenen Tayrona Indianer. Sie bewohnten über Jahrhunderte die Sierra Nevada, sind aber gänzlich verschwunden. An ihre Stelle sind die Koguis-Indianer, die Nachfahren der Tayrona, getreten. 

    

              Simon Bolivar                              Rodrigo de Bastidas

      

Das Straßenbild der engen Altstadtgassen und -Straßen ist vom Kolonialstil geprägt. Beeindruckend sind die alten Holzbalkone. Neben der Kathedrale befinden sich zwei Gebäude, die für Bolivar-Interessierte wichtig sind. In einem wohnte Bolivar selbst, bevor er in die "Quinta de San Pedro Alejandrino" zum Sterben übersiedelte. Im zweiten Haus wohnte die Herzogin Augustina, die sich liebevoll um Bolivar in seinen letzten Tagen in der Stadt gekümmert hat. Das wichtigste Bauwerk der Stadt ist die Kathedrale. Sie ist eines der ältesten architektonischen Kunstwerke, das in der Kolonialzeit um 1766 errichtet wurde. Eine im Boden vor dem Altar eingelassene Gedenktafel erzählt, dass Bolivar zunächst in dieser Kirche bestattet worden war, aber später seiner testamentarischen Verfügung gemäß in seine Heimatstadt Caracas überführt worden war. 

            

                                 

Nun war es Zeit an den ca. fünf Kilometer entfernten Sterbeort des "Befreiers" Simon Bolivar zu fahren. Die Quinta ist umgeben von jahrhundertealten Bäumen. Die Gärten sind weitläufig und zeigen die Üppigkeit des tropischen Klimas. Die "Hazienda" wurde in der Form, die sie zur Zeit Bolivars hatte, erhalten. Die Räume sind zu besichtigen. Zu einer großdimensionierte Gedenkstätte (dem "Altar") führen zwei Flaggen-Reihen. Im "Altar" befindet sich ein Bolivar-Denkmal mit drei Musen.

     

                                        

Der todkranke Bolivar traf am 6. Dezember 1830 in der Hazienda ein, die Don Joaquin de Mier für seine Unterbringung anbot.  Der Befreier Südamerikas von den Spaniern Simón Bolívar starb am 17. Dezember 1830 um ein Uhr nachmittags in dieser Hacienda. In der Kapelle ruhen die Überreste des Arztes Alejandro Próspero Réverénd, der Bolivar behandelte und einfühlsam begleitete. Ein Porträt erinnert an den Leib- und Seelenarzt. 

               

           


Gabriel García Marquez beschreibt in seinem Roman: Der General und sein Labyrinth. (Goldmann 1993) das Aufbegehren seines Dieners José Palacio, dem er testamentarisch 8000 Pesos vermachte. Der Diener argumentierte: "'Wir sind immer arm gewesen, und es hat uns nichts gefehlt.' 'Das Gegenteil ist wahr', sagte der General zu ihm. 'Wir sind immer reich gewesen, und wir hatten nichts übrig.' Beide Extreme waren richtig." (342)

Nach einem Hustenanfall gesteht Bolivar dem Arzt: "Ich habe nicht geahnt, daß es so schlecht steht, um an die letzte Ölung denken zu müssen'... 'und das mir, der ich nicht das Glück habe, an ein Leben in der anderen Welt zu glauben.' 'Darum geht es nicht', sagte Reverend. 'Aber es ist erwiesen, daß die Regelung der Gewissensdinge den Kranken in einen Gemütszustand versetzt, der die Arbeit des Arztes wesentlich erleichtert.' 

Der General beachtete die kunstvolle Antwort nicht, da ihn die überwältigende Offenbarung durchschauerte, daß der wahnsinnige Wettlauf zwischen seinen Leiden und seinen Träumen in jenem Augenblick das Ziel erreichte. Der Rest war Finsternis. 'Verflucht noch mal!' Seufzte er. 'Wie komme ich aus diesem Labyrinth heraus?' 

Er betrachtete den Raum mit der Hellsicht seiner Vortage und sah zum ersten Mal die Wahrheit: das letzte geborgte Bett, den schäbigen Waschtisch, dessen von Geduld getrübter Spiegel ihn nicht noch einmal zeigen würde, ..." (344)

Kolumbien wird jedenfalls nicht müde "seinem" Befreier ein dankendes und ehrendes Gedenken zu bewahren.

             

            Szenen aus Bolivars Leben       Schlacht bei der Brücke von Boyaca

Für die Fußballfans interessant: Aus Santa Marta stammen drei der wichtigsten kolumbianischen Fußballspieler: Carlos Valderrama, Antony de Avila und Falcao.

Den Sonntag vormittag verbrachte ich bis zur Abfahrt am Strand.

Mit Dietrich Bonhoeffer in eine neue Woche: "Jesus ruft nicht zu einer neuen Religion, sondern zum Leben."

Liebe Grüß aus der Neuen Welt, Kurt Udermann


Pasacaballo, am 12. Juli 2019 (23. Brief)


Kompressor, Staub, Schmutz, Lärm, Hitze - die Baustelle direkt vor der Tür. Es ist (fast) zum Verzweifeln. Arme Köchin, Senora Fermina, zur normalen Belegschaft kommen die Bauarbeiter dazu. Auch Claudia, die für die Sauberkeit der Anlage sorgt, muss sich in Gelassenheit üben und sich mit dem Schmutz arrangieren. Es bedeutet für beide Frauen Mehrarbeit unter erschwerten Bedingungen. Da nun alle von den Unbilden Betroffenen ins (kühle) Büro flüchten, gingen dort die Schreibtische aus.

        

Bekanntlich gibt es für alles eine Lösung. Reinhold hörte meinen Hilferuf und entschied. Er bot mir ein kleines, ruhiges Büro mit Klimaanlage in seinem Betrieb (Eisenwarenhandlung) an. Ich nahm gerne an. So habe ich diese Woche unter äußerst guten Bedingungen "arbeiten" können. Reinholds Frau meinte zudem, dass es auf einen Esser mehr oder weniger nicht ankommt und lud mich auch zum Mittagessen ein. Momentan erlebe ich fast paradiesische Zustände. Jetzt bedaure ich fast, dass die verbleibenden Wochen schon an einer Hand abzuzählen sind.

 Am 3. Juli, also in der Woche nach meinem "Bogota-und-Umgebung-Aufenthalt", feierten wir anlässlich des Geburtstages von Schwester Herlinde Moises einen Gottesdienst. Bei dieser Gelegenheit haben wir die liturgischen Geräte und Gewänder gesegnet, die wir besorgen mussten und deren Finanzierung Herr Erzbischof Franz Lackner aus Salzburg übernommen hat. Auch auf diesem Weg: herzlichen Dank.

           

Am Samstag, vor meiner Reise nach Bogota heiratete Ludmilla, die in unserer Apotheke arbeitet und die sich abwechselnd mit ihrer Kollegin Lubis, meine spanischen Nacherzählungen anhört; abends, wenn die Zahl der Kunden drastisch abnimmt. Reinhold hat diese Möglichkeit "eingefädelt".

Da der folgende Montag ein Feiertag war, kamen auch andere Heiratswillige auf die Idee an diesem Samstag zu heiraten. Für 20.30 Uhr war der Trauungsgottesdienst angesetzt. Definitiv begonnen hat er knapp vor 21.00 Uhr. Es war die dritte Hochzeit, der der Pfarrer an diesem Tag assistierte. Ich bin mir in Kolumbien nie ganz sicher, ob es sich um unabänderliche Fakten handelt oder um Mangel an Planung. Aber wahrscheinlich habe ohnehin nur ich an der Verspätung "gelitten". Für Südamerikaner wäre wahrscheinlich der pünktliche Beginn mit Stress verbunden gewesen.

Jedenfalls war die kirchliche Feier sehr würdig, die Kirche von Freunden und Mitarbeitern und Angehörigen gefüllt. Nach der Trauung marschierten wir zum Elternhaus der Braut, wo dem Brautpaar gratuliert wurde. Zum Glück gab es vor dem Haus einen großen, freien Platz, auf dem Tische und Sessel aufgestellt waren. Die Hochzeitsgäste nahmen Platz, begrüßten und wanderten von einem Bekannten zum anderen. Uwe, ein pensionierter Mitarbeiter, der einen Tag vorher aus dem Spital entlassen worden war, "schmiss" seine "Mega-Stereo-Anlage" an und machte höllischen Lärm. Unterhaltung war schwer möglich. So ließen wir unsere Blicke schweifen und die entdeckten eine betagte Frau, die plötzlich aufgestanden war und allein zu tanzen anfing, so gut, dass niemand anderer es wagte, sich dazuzugesellen. Das war schon beeindruckend. Alkohol gab es keinen, zu essen auch nichts. Das stimmt freilich nicht ganz. Ein Nachbar hatte geahnt, dass dieser Abend ein gutes Geschäft werden könnte und hat Bier zum Kauf angeboten. Und zu essen gab es auch etwas, aber erst ab Mitternacht. Bis dahin hieß es also ausharren. Angeblich wurde bis zum Sonnenaufgang weiter gefeiert. Ich war bald nach Mitternacht nach Hause gegangen. Den Sonnenaufgang verschlief ich.

         

Simon Bolivar ist in Kolumbien und den meisten Ländern Südamerikas als Befreier omnipräsent. Ich lese gerade eine über 600 Seiten umfassende Biografie von Gerhard Masur, der von den Nazis fliehen musste und sich in Kolumbien mit Bolivar befasste und ein Standardwerk schuf. Nächste Woche am Freitag werde ich mit dem Bus von Cartagena nach Santa Marta fahren, um das Sterbehaus und das Grab des Befreiers besuchen.

Einer, der ebenfalls im Leben der Kolumbaner präsent ist, das ist Paplo Escobar, aber im negativen Sinn. Der Schaden den er den Kolumbianern an Leib und Seele zugefügt hat, ist unbeschreiblich groß und verheerend.

Er kam 1949 als Sohn eines Bauern und einer Lehrerin in Rio Negro bei Medellin auf die Welt. Am Beginn seiner Karriere soll er Grabsteine gestohlen und weiterverkauft habe. Er betätigte sich als Gebrauchtwagenhändler und begann schließlich harte Alkoholika zu schmuggeln. In den 1970er Jahren baute er ein Drogenimperium auf und wurde bald als einer der reichsten Männer der Welt aufgelistet. Sein Gesamtvermögen wurde auf 8 Milliarden Dollar geschätzt.

Weil die Schwester eines befreundeten Brüderpaares entführt wurde, gründete er die Terrorgruppe "Tod den Entführern", die alle an der Entführung Beteiligten umbrachte. 1984 wurde seine Auslieferung an die USA erwogen. Er ließ daraufhin den Justizminister ermorden. Darüber hinaus ließ er vier Kanditaten für die Präsidentenwahlen 1990 liquidieren.

Als er sich der Justiz unterwarf, bestimmte er die Bedingungen: vor allem keine Auslieferung an die USA. Von seinem Luxusgefängnis in der Nähe von Medellin organisierte er weiterhin seine Drogengeschäfte und Morde und lebte in Saus und Braus. Als schließlich mit seiner Auslieferung an die USA ernst gemacht werden sollte, ergriff er die Flucht.

Die kolumbianische Polizei wollte sich an Escobar rächen. "Er hatte tausende Polizisten und abertausende Menschen ermordet, die sich ihm gegenüber und seiner Rolle kritisch äußerten. Kinder von 13 Jahren wurden zu Sicarios (gedungene Mörder), Jugendliche starben in Kriegen konkurrierender Banden mit 15 Jahren, die Lebenserwartung Betrug nicht mehr als 20 Jahre." (W. Hau, Kolumbien heißt Leidenschaft, 428)

Vor Escobar punktete Kolumbien mit seinem wunderbaren Kaffee. Medellin wurde als Paradies angesehen. Escobar machte aus der "Stadt des ewigen Frühlings" die "gefährlichste Stadt der Welt." Niemals vor Escobar "sei Kolumbien dermaßen korrumpiert, diskreditiert und seine Menschen moralisch zerstört worden, keiner vor ihm habe dermaßen und umfassend die allgemeinen Werte beschädigt, die Sünden, die Liebe und den Hass in der Bevölkerung provoziert und das Ansehen Kolumbiens in der ganzen Welt ruiniert." (Hau, 428)

Bevor ich heute abends nach Hause ging, sah ich bei Reinhold die Nachrichten. Die Top-Meldung: das kolumbianische Doppel gewann das Wimbledon-Finale. So sind die kolumbianischen Radfahrer, Tennis-Asse, Fußballer und natürlich die Schriftsteller momentan die überzeugendsten Botschafter und Sympathieträger Kolumbiens.

Übrigens hat G. G. Marquez in seinem Buch "Nachricht von einer Entführung" über die von Escobar initiierten Entführungen und Morde geschrieben.

"Gottes Gebot ist nicht nur ein Sollen, sondern auch Erlauben, es verbietet nicht nur, sondern es befreit zum echten Leben." (Dietrich Bonhoeffer)

Liebe Grüße, Kurt Udermann


Pasacaballo, am 07. Juli 2019 (22. Brief)


Am Sonntag (23. Juni) spätnachmittags war ich im Hotel Oceania in Bogota angekommen. Für den Montag hatte ich die Wallfahrt auf den Monserrate geplant. Zunächst regnete es. Aber schließlich lichtete sich der Himmel und ich beschloss aufzubrechen. Bei der Talstation der Seilbahn angekommen sah ich die Menschenmassen vor dem Kartenschalter und entschied mich fürs echte Pilgern. Das bedeutete zwei Stunden ziemlich steil bergauf marschieren. Fünf Monate kein Sport. Das hat Konsequenzen. Ich hatte die ganze Woche einen Muskelkater. Aber wer betreibt bei dieser Affenhitze auch noch Sport?

          

Unterwegs begann es auch noch zu regnen und es war sehr schwül. Bei der Wallfahrtskirche angekommen krönte ich den mühsamen Aufstieg mit der Teilnahme an der Eucharistiefeier, die gerade begonnen hatte. Nach einem Imbiss mit einem kleinen Bier war der Abstieg etwas leichter. Ich unterhielt mich unterwegs mit einer venezuelischen Familie, die mich aufklaubte als ich am nassen Steinpflaster ausgerutscht und gestürzt war. So gut geschlafen wie an jenem Abend hatte ich schon lange nicht mehr.

Um 10.00 Uhr öffnete am nächsten Tag die "Quinta de Bolivar", ca. 25 Gehminuten vom Hotel entfernt. Simon Bolivar, der geborene Venezolaner und Befreier Südamerikas ist in Kolumbien omnipräsent. Denkmäler, Plätze und Parkanlagen tragen seinen Namen oder wenigstens hält eine Büste die dankbare Erinnerung an den großen Mann wach. Die "Quinta", im Kolonialstil errichtet, wurde nach der erkämpften Unabhängigkeit Bolivar von der Regierung für seine Leistungen geschenkt. Wenn er in Bogota weilte, wohnte er in der "Quinta". Heute ist sie ein Museum und erinnert an die Zeit Bolivars. Und ich sah ihn persönlich!!! Die Jeans, die er anhatte, ließen mich allerdings stutzen. Ein Kamerateam machte Aufnahmen für eine Bolivar-Serie. Die Leute waren sehr höflich und auskunftsbereit. Ein guter Besichtigungsbeginn.

   

     

Nächste Station war das viel gepriesene Goldmuseum. Es stellt zum größten Teil aus Gold gearbeitete, präkolumbische Fundstücke aus. Die Sammlung der Goldobjekte ist weltweit einzigartig und gilt als die größte ihrer Art (35.000 Stück). Unter den Ausstellungsstücken findet man aber auch Objekte, die aus Ton, Stein, Muscheln, Holz und Textilien fabriziert wurden. Auch das Essen im angeschlossenen Restaurant ließ nichts zu wünschen übrig.

   


                                 

Den Nachmittag eröffnete der Besuch des Bolivar-Platzes (Plaza de Bolivar). Er ist der zentrale Platz im Herzen der Hauptstadt Bogota. Er wurde im 16. Jhdt. errichtet und diente unter anderem Stierkämpfen und anderen Festlichkeiten. Er wurde zum 150. Jahrtag der Unabhängigkeit Kolumbiens neu gestaltet. In der Mitte des Platzes befindet sich eine Bronzestatue von Simon Bolívar, die 1846 als erstes öffentliches Denkmal in der Stadt gegossen wurde. Der Held scheint so über sein Volk zu wachen.

                                   

Der Platz wird gerahmt von der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis (Catedral Basílica Metropolitana de la Inmaculada Concepción) mit ihrer Kapelle, in der der Unabhängigkeitsheld Antonio Nariño begraben liegt, dem Renaissancepalast Liévano, in dem sich das Rathaus befindet, das Justizgebäude sowie das Nationalkapitol von Kolumbien.

         


          

                       Justizpalast                                                                 Kapitol

Vom Bolivar-Platz ging ich weiter zum Präsidentenpalast (Casa de Nariño auch ursprünglich Palacio de Nariño genannt). Es handelt sich um einen repräsentativen historischen Gebäudekomplex im Stadtteil Candelaria. Seit 1908 ist das Gebäude die offizielle Residenz des kolumbianischen Präsidenten und seiner Regierung. Ich besichtigte noch die dem Präsidentenpalast gegenüberliegende Augustinerkirche und die zehn Minuten entfernte Kirche der Salesianer.

       

                Präsidentenpalast                                       ein mehr als pflichtbewusster Gardist

      

              ein Michael Jackson Imitator                                    und ein Kaberettist

Mit einem hervorragenden Eisbecher beschloss ich die ergiebige Besichtigungstour und machte mich auf den Weg nach Chiquinquira. Übrigens, im Goldmuseum hatte ich ein Erlebnis besonderer Art. Als es bei einer Videovorführung finster geworden war spürte ich am Oberschenkel einen leichten Druck und dachte, dass mir jemand zu nahe gekommen war. Beim Verlassen des Museums merkte ich erst, dass ich einen kunstvollen Schnitt in der Hose hatte, so dass ich sie nicht mehr anziehen konnte. Nur nicht unvorsichtig werden!!!

Nach dem Aufenthalt in Bogota fuhr ich mit dem Taxi zur Nordstation und nahm den Bus nach Chiquinquira, das 167 km nördlich von Bogota liegt. Beim Einsteigen, nachdem der Koffer verstaut war, ein kurzer Schreck: Wo ist meine Tasche? Ich eilte zurück zum Lokal, wo ich ein Sandwich verzehrt hatte. Sie war zum Glück noch auf dem Sessel, auf dem ich sie abgestellt hatte. Der Buslenker erinnerte mich nach dreistündiger Fahrt ans Aussteigen und ein Taxler brachte mich zu einem Hotel im Zentrum der Stadt, die als religiöse Hauptstadt Kolumbiens bezeichnet wird.

Es wird überliefert, dass sich ein Gnadenbild der Muttergottes selbständig restauriert haben soll. Dieses Wunder soll 1586 geschehen sein. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich der Ort zur sogenannten religiösen Hauptstadt des Landes. Die Einwohnerzahl wuchs kontinuierlich. 1801 wurde der Bau der Rosenkranz-Basilika in Angriff genommen und dauerte 120 Jahre. Seit 1919 ist die Jungfrau von Chiquinquira die Patronin von Kolumbien. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor dieser Stadt mit 69000 Einwohnern. Der "frische" Wind bewog mich hier einen Hut und einen Poncho zu kaufen.

    

   

           Hl. Barbara-Kirche                                       Blick auf die Stadt

                               

Von hier aus war der Besuch von Villa de Leyva fast eine Pflicht. Dieses Dorf ist heute sowohl für Einheimische als auch für Besucher aus aller Welt ein beliebtes Reiseziel. Der Ort ist in der ersten Zeit der spanischen Eroberung entstanden. Schon sehr früh wurde er zu einem nationalen Denkmal erklärt. Büro- und Wohnhochhäuser wurden verhindert. Architektur und Ambiente der Kolonialzeit lebendig gehalten. Man begegnet nur einstöckigen Häusern mit ihren Ziegeldächern. Es ist das besterhaltene Dorf aus der Kolonialzeit in ganz Südamerika. Besonders eindrucksvoll ist die Kirche und der riesige Hauptplatz mit dem jahrhundertealten Kopfsteinpflaster.

  

   

Nach der Unabhängigkeitserklärung haben die vereinigten Provinzen Neugranadas hier Camilo Torres Tenorio 1812 zum ersten Präsidenten gewählt. Torres hat übrigens Bolivar tatkräftig unterstützt.

                             

                                                      Wahlgebäude

Ich besuchte auch die Villa Antonio Narino, ebenfalls ein verdienter General und Politiker Kolumbiens. Er hat 1794 die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ins Spanische übersetzt und sie als Privatdruck unter Freunden verbreitet. Das kam bei den Spaniern natürlich nicht gut an. Die weiteren Besuche in der Umgebung von Bogota habe ich im 21. Brief beschrieben.

Nun bin ich schon wieder eine Woche in Pasacaballo. Die Hitze hat mich wieder. Ehrlich gesagt freue ich mich schon riesig auf den Ossiacher See. Lange dauert es ja nicht mehr. Heute in einem Monat hoffe ich das kühle Nass des Sees genießen zu können.

Heute nachmittags sah ich im Fernsehen die Übertragung des Finales der Copa America. Brasilien spielte gegen Peru und gewann verdient mit 3:1. Sie waren einfach besser. Aber verständlich, dass die Kolumbianer und wohl auch viele andere Südamerikaner für den "kleineren und schwächeren" Außenseiter Peru die Daumen gedrückt haben. Ich übrigens auch. Jedenfalls ist die Fußballbegeisterung der Südamerikaner ein eigenes, besonderes Kapitel.

Eine gute Woche wünscht Euch Kurt Udermann

"In der Verantwortung realisiert sich beides, Gehorsam und Freiheit. Sie trägt diese Spannung in sich. Jede Verselbständigung des einen gegen das andere wäre das Ende der Verantwortung... Wer die eigene Ehre sucht, der sucht schon nicht mehr Gott und den Nächsten." (Dietrich Bonhoeffer)


Pasacaballo, am 01. Juli 2019 (21. Brief)

Am Sonntag, dem 23. Juni flog ich über Medellin nach Bogota und bezog im 12. Stock eines Hotels im Zentrum der 8 Millionen Einwohner zählenden Stadt Quartier. Der erste Eindruck vom Weg zum Abendessen und zurück war: "Es ist saukalt." Obwohl ich auf die niedrigen Temperaturen vorbereitet war und mich dementsprechend ausgerüstet hatte, nur die lange Unterhose fehlte, war es ziemlich unwirtlich. Es gibt in den Hotels keine Zentralheizung, sodass sich die ganze Hoffnung auf das heiße Wasser beim Duschen konzentriert. Aber da kam nur kaltes Wasser. Na ja, dann halt Gymnastik und ab ins Bett.

Am nächsten Tag erfuhr ich an der Rezeption, dass ich das Wasser mindestens 5 Minuten rinnen lassen muss, bis heißes Wasser kommt. Jedenfalls war eine der ersten Fragen bei der Ankunft in jedem neuen Hotel jene nach dem Vorgehen, um zu heißem Wasser zu kommen. Irgendwie hat es dann doch immer geklappt. In Bogota gab es im Hotel auch Frühstück. Ich besorgte mir Marmelade und genoss die erste Mahlzeit des Tages. Am "Land" boten die Hotels kein Frühstück an. Es war immer wieder eine Herausforderung meine Frühstücks-Wünsche verständlich an den Mann oder die Frau zu bringen. Die reichhaltige und heiße Suppe, die die Einheimischen frühmorgens verzehren, war mir doch zu "deftig".

Tief beeindruckt in der Umgebung von Bogota hat mich die "Salzkathedrale" von Ziparquira. Der Wohlstand des Ortes, der sich vor allem in den im Kolonialstil errichteten Gebäuden zeigt, gründet auf der Salzgewinnung. Auch heute noch wird hier Salz abgebaut. Bergleute haben in ihrer Freizeit in den 1950er Jahren die Kathedrale geschaffen. Sie besteht aus einem kunstvollen Kreuzweg und der dreischiffigen Kathedrale. Die Skulpturen bestehen aus Salz und Marmor. Audio-Erklärungen gibt es sogar auf Deutsch. Die riesigen Hallen sind imposant, das Kreuz im Mittelschiff mit einer Höhe von 160 m ist eindrucksvoll.

         

Der Sinn des Kreuzweges hin zur Kathedrale wird als Meditations-Weg zu seinem inneren Selbst beschrieben. Für die meisten Touristen freilich mussten die Kreuze als Requisiten für die "Models" herhalten. Andere Gänge und Hallen werden für Konzerte unterschiedlichster Art benützt. Die "Salzkathedrale" gehört zu den herausragendsten architektonischen und künstlerischen Bauwerken Kolumbiens. Sie gewann den Titel "Juwel moderner Architektur". Als die Kolumbianer 2007 über die 7 Weltwunder Kolumbiens abstimmten bekam die "Salzkathedrale" die höchste Stimmenzahl.

     

Am Freitag dominierte der Patriotismus. Ich besuchte den Ort der historischen Geburtsstunde Kolumbiens, die am 7. August d. J. den 200. Geburtstag feiert, die Brücke von Boyaca. Simon Bolivar, der "Befreier" Südamerikas von den Spaniern, hat ähnlich wie Hannibal in einer vom Feind unerwarteten Gebirgsüberquerung (Anden) in der Regenzeit, die Feinde überrascht und in mehreren Schlachten empfindliche Verluste zugefügt. Bei der Brücke fand die Schlacht zwischen den Truppen Bolivars und den spanischen Soldaten unter Führung von Berreiro statt. Die Patrioten unter Bolivar siegten.

Die 18 m hohe Statue Bolivars ist von fünf weiblichen Figuren umgeben. Sie symbolisieren fünf Länder, die er befreite. Die Statue ist zur Zeit eingerüstet. Schäden müssen bis zu den 200 Jahr-Feierlichkeiten behoben werden. Am Platz, in der Nähe der Brücke, befindet sich eine Statue Santander's (General und späterer Vizepräsident unter Bolivar). Eindrucksvoll ist auch die "Plaza de Banderas" (Flaggenplatz).

   

In Tunja, wo ich übernachtete, streifte ich abends das Trikot der kolumbianischen Fußball-Nationalmannschaft über und schaute mir das Match gegen Chile an (Copa Americana). Vidal hat mir den Spaß verdorben. Kolumbien verlor beim Elferschießen. Boyaca's Hauptstadt Tunja beeindruckt durch viele erhaltene Gebäude aus der Kolonialzeit mit der Kathedrale und dem Bolivar-Platz.

Von Tunja aus besuchte ich auch einen anderen wichtigen Ort des südamerikanischen Befreiungskampfes: "El pantano (Sumpf, Moor) de Vargas". "Die Monarchisten hielten die umliegenden Höhen besetzt. Nach allen Regeln der Kriegskunst waren sie im Vorteil... Bolivar warf die britische Legion in den Kampf, die die Höhen mit aufgepflanztem Bajonett nahm. Aber Barreiro stieß im Gegenangriff vor, und trieb sie wieder herab. Den Ausschlag gab in letzter Minute eine Attacke der Llaneros (Die Llaneros - Bewohner der Ebene - sind in erster Linie die südamerikanischen Viehhirten der Orinocoebene, die auf kolumbianischem und venezolanischem Gebiet liegt). Bolivar rief ihrem Führer Rondon zu: 'Retten sie das Vaterland!' Und augenblicklich stürzten sich die Reiter auf den Feind. Es ist unvorstellbar, wie die Kavallerie auf dem zerrissenen bergigen Gelände attackieren konnte. Aber die Reitkunst dieser Männer war ohnegleichen. Die Infanterie folgte dem Beispiel der Kavallerie und griff von neuem an. Schließlich machte die Dunkelheit dem Kampf ein Ende." (Gerhard Masur, Simon Bolivar, 364f). Das Denkmal ehrt die mutigen, gefallenen Llaneros.

      



Die Vorgänge in der Kirche Kärntens und deren mediale Vermarktung durch die Kleine Zeitung erschüttern mich schon nicht mehr. Mich wundert nur die Aussage Prof. Zulehners, dass Guggenberger "exzellente Arbeit" geleistet haben soll. Worin besteht diese? Geheimwissen vom lieben Gott? Weil er eine Anzeige nach der anderen gegen seinen Chef einbrachte, dessen beidseitige Freundschaft er bei der Verabschiedung noch betonte? Die Gerichte haben alle Anzeigen Guggenbergers zurückgewiesen. Worin besteht also seine "exzellente Arbeit". Liebe zur Kirche sieht anders aus. Sie geht vor Eigenliebe und Eigennutz. Ich wusste auch nicht, dass Prof. Zulehner seit neuem für die Bischofsernennungen zuständig ist.


Mit Dietrich Bonhoeffer wünsche ich Euch eine gute Woche: "Gehorsam ohne Freiheit ist Sklaverei, Freiheit ohne Gehorsam ist Willkür. Der Gehorsam bindet die Freiheit, die Freiheit adelt den Gehorsam."


Pasacaballo, am 22. Juni 2019 (20. Brief)


Es war eine ereignisreiche Woche. Sie begann mit einer Ankündigung am Montag beim gemeinsamen Vormittagstreffen. Schon vor längerer Zeit hat ein Evaluierungsprozess (Auswertung) begonnen. In einem ersten Schritt haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einige Fragen schriftlich beantwortet. Die Fragen bezogen sich hauptsächlich auf die Beziehung zur Leitung, auf die Zusammenarbeit, auf den Umgang mit Störungen, Beschwerden, Misserfolgen, Problemen, die die Zusammenarbeit betreffen. Im letzten Punkt waren Vorschläge für eine erfolgreichere und bessere Arbeit bzw. Zusammenarbeit erwünscht.

Alle Mitarbeiter wurden in Gruppen eingeteilt. Im Verlauf der vergangenen Woche trafen sie sich, um all diese Fragen in Gesprächen nochmals und eventuell mit Ergänzungen zu erörtern. Wir hatten in unserer Gruppe ein wertschätzendes und sachliches Gesprächsklima. Jeder musste selbst entscheiden, was er preisgibt. Ob tatsächlich alles gesagt wurde, was unter den Nägeln brennt, ist eine andere Frage. Jedenfalls bestand die Möglichkeit sich alles von der Seele zu reden.

Der nächste Schritt wird darin bestehen, dass "Chef" und Koordinatorin (Geschäftsführerin) mit den "Bereichsleitern" Einzelgespräche führen werden. Fragen wie: Wie wurden die Planungen verwirklicht? Was ist gelungen und was nicht? Was sollte nächstes Mal besser gemacht werden etc.? Welche Ideen und Projekte gibt es? Gibt es konkrete Planungen oder Projekte für die nächste Zeit?

Donnerstag abends war ich von Jonathan und Gertrudis nach Cartagena zum Abendessen eingeladen. Jonathan lehrt mich Spanisch und ich ihn Deutsch. Wir treffen uns zweimal wöchentlich für eineinhalb Stunden. Zunächst gingen wir spazieren und besichtigten im Stadtteil Getsemani die Kirche, in der sie geheiratet hatten. Vor der Kirche treffen sich Einheimische mit Amerikanern, um ihr Englisch nicht verrosten zu lassen oder überhaupt erst zu lernen. In einem italienischen Restaurant aßen wir zu Abend.

     

Auf der Heimfahrt hatten wir leider eine Panne. Auf der Autobahn war aus der Mittelbegrenzung ein Teil ausgebrochen. Der "Stein" lag ca. einen Meter in der Fahrbahn. Nachdem das ganze auch noch nach einer Kurve war, sahen wir das Hindernis nicht und fuhren drüber. Wir wurden durchgeschüttelt und waren sehr erschrocken. Wir fuhren an den Rand. Was tut man in einer solchen Situation? Man ruft den Papa an. Der kam und hatte auch schon einen Plan. Jonathan wechselte den Reifen und wir fuhren mit dem zweiten zu einem "Reifenflicker", der auch um diese Zeit noch tätig war. Der Reifen war kaputt. Der Betriebsinhaber hatte aber einen Ersatzreifen parat. Es ging alles sehr schnell und wir waren bald wieder zurück. Am Ende waren wir uns einig, dass es gut war, dass Jonathan nicht schneller gefahren ist und uns nichts passiert ist.

Fronleichnam wurde bei uns übrigens nicht gefeiert. Die Kirche ist vor der Wirtschaft in die Knie gegangen. Die Donnerstag-Feiertage wurden aufgegeben. Dafür sind meist die nachfolgenden Montage frei. Die "Hochfeste" werden am Sonntag "nachgefeiert".

Gestern gab es eine große "Familienveranstaltung" der "Stiftung" zusammen mit der Organisation "Pro Vita". Das Ziel von "Pro Vita" besteht darin, jungen Müttern zu helfen und die Zahl der zu frühen Schwangerschaften zu reduzieren. Die gestrige Veranstaltung wollte das gegenseitige Verständnis von Eltern und Kindern, sowie die beidseitige Verantwortung fördern. Der Tag lief unter dem Thema: Kinderrechte und Kinderpflichten - Elternrechte und Elternpflichten. Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Kinder. Am Nachmittag waren auch die Eltern dazu eingeladen worden. An die 100 Buben und Mädchen waren gekommen.                                         

    

Die Tagesveranstaltung fand in einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Saal statt. Denn unser "Festsaal" ist nicht wiederzuerkennen. Er ist ausnahmslos Baustelle.

   

Heute abends gibt es noch eine Trauung. Ludmilla, eine Apothekerin aus unserem "Centro Medico" heiratet. Sie und ihre Kollegin Lubis hören sich täglich abwechselnd meine vorbereiteten Nacherzählungen bestimmter Themen an. Zu einer Zeit, in der wenig Kunden kommen und sie von Langeweile geplagt werden.

Morgen fliege ich nach Bogota, dem "Athen Südamerikas". Auf diese Woche in der Hauptstadt und seiner Umgebung freue ich mich schon sehr.

"Viele Menschen suchen ein Ohr, das ihnen zuhört, und sie finden es unter den Christen nicht, weil diese auch dort reden, wo sie hören sollten." (Dietrich Bonhoeffer)

Eine gute Woche, Euer Kurt Udermann


Pasacaballo, 16. Juni 2019 (19. Brief)


Der Pfingstsonntag war kein erholsames Hochfest. Es wurde ein langer Tag mit vielen im Auto zurückgelegten Kilometern. Wir fuhren von Cartagena aus gesehen in den Südosten. Ziel war der Ort Sampues im District Sucre (Sucre war ein treuer und verlässlicher Gefährte von Simon Bolivar bei der Befreiung Südamerikas - Sampues ist bekannt für die Möbeltischlerei. Ihre Produkte finden in Cartagena reichen Absatz), in dem Eduardo wohnt. Eduardo ist Maurer und Baumeister, der zusammen mit Reinhold Oster verantwortlich ist für einige Gebäude der Stiftung. Reinhold beschreibt ihn als kompetenten und verlässlichen Partner. Er hat die Pläne gezeichnet und Eduardo hat sie in Mauerwerk umgewandelt. Eduardo hatte vor drei oder vier Wochen einen Herzinfarkt.


                       

                        Indianerdorf  Morroa                                  Eine Oase für Urlauber

Reinhold war es ein großes Anliegen den verdienten Maurermeister, der sich der Stiftung sehr verbunden und verpflichtet weiß, zu besuchen. Er bot ihm auch den Empfang der Krankensalbung an. Eduardo nahm es gerne an. Und so bekam ich die Gelegenheit etwas vom "Hinterland" Cartagenas kennen zu lernen. Es fügte sich, dass auch von einer Mitarbeiterin der Vater sehr krank ist und dessen Wohnort, San Juan Nepomuceno, auf dem Weg liegt. Auch er und seine ganze Familie freuten sich über die Möglichkeit des Empfanges der Krankensalbung.

Um 5.00 Uhr früh sind wir losgefahren, mussten die Mitarbeiterin abholen und die Enkelin Reinholds zu einer Tante "verbringen". Um 7.00 Uhr gab es ein zweites Frühstück, ein "Holzhackerfrühstück", bei dem mehr in die Folie wanderte als in den Magen.

Die Landschaft, durch die wir fuhren war wunderschön, üppig, saftig, frisch, grün. Ein reiches, fruchtbares Gebiet, das hauptsächlich viehwirtschaftlich genutzt wird. Ackerbau fehlt total. Jedenfalls war das Gebiet, in das wir kamen, Indianergebiet, deren Nachkommen auch heute noch dort leben.

Reinhold hat zwar Eduardo's Familie klar gemacht, dass wir ihnen Mittags nicht zur Last fallen möchten und in ein Restaurant essen gehen. Aber das wäre äußerst unhöflich gewesen. Eduardo präsidierte das festliche Essen. Dass er sich mit Reinhold gut versteht war spürbar. Auf der Rückfahrt machten wir in Morroa stopp, besuchten einige Geschäfte bis Reinhold endlich seine geeignete Hängematte gefunden hatte. Dieses Indianerdorf fiel durch seine strohbedeckten Häuser und Sauberkeit auf.

In San Juan schließlich spendete ich in Anwesenheit einer großen Familie dem Kranken die Krankensalbung. Nach einem guten Kaffee traten wir die Heimfahrt an. Die war wegen der zahlreichen Baustellen ziemlich nervig. Reinhold ließ sich im Unterschied zu den anderen kolumbianischen Autofahrern nicht aus der Ruhe bringen. Um ca. 22.00 Uhr kamen wir sicher zu Hause an.

Wer zur Zeit das Areal der Stiftung "Madre Herlinde Moises" betritt findet sich auf einer Baustelle. Der Festsaal wird renoviert. Als vor einigen Tagen ein heftiger Regenguss die brütende Schwüle vertrieben hat, zeigten sich die Schäden in Form des Wassers auf dem Boden des Festsaales. Vieles an den Bauten der Stiftung ist renovierungsbedürftig. Dank der finanziellen Hilfe vor allem der "Katholischen Männerbewegung Salzburg" und dem Land Salzburg ist die dringende Sanierung möglich geworden.

      

„Ist nicht die Gerechtigkeit und das Reich Gottes auf Erden der Mittelpunkt von allem? Nicht um das Jenseits, sondern um diese Welt, wie sie geschaffen, erhalten, in Gesetze gefaßt, versöhnt und erneuert wird, geht es doch.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Ich wünsche Euch eine gute Woche, Kurt Udermann


Pasacaballo, 9. Juni 2019 (18. Brief)

Vergangene Woche war die Stiftung Schauplatz einer Veranstaltung der (polit.) Gemeinde Pasacaballo. Ihre Vertreter waren gekommen, um die Menschen dieser armen Region in vielerlei Hinsicht zu beraten. Da viele Menschen keine Papiere haben bzw. diese unvollständig sind, bestand die Möglichkeit solche zu bekommen oder sie zu ergänzen. Es gab Informationen über Studienbeihilfen, Unterstützungen allgemein, sowie die Informationen über Minikredite. Auch die soziale Stufe, auf der sich jemand befindet, konnte festgellt werden. Davon hängen die staatlichen Unterstützungen ab. Das Interesse, nach der Zahl der Interessenten zu schließen, war sehr groß.

           

"Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden." (Lk 10,42f)

Jesus hat im Evangelium klar und entschieden festgestellt, worauf es ihm ankommt, was das Bessere ist: Es ist das Wort, das er spricht. Die zu ihm gehören wollen, sollen nicht in der Sorge um ihn aufgehen, sondern sich mit seinem Anliegen vertraut machen und sich von ihm in Dienst nehmen lassen. Sie sollen zuerst gut auf ihn hören und dann in seinem Geiste handeln. Jedenfalls geht es nicht darum Tun und Beten, das aktive und kontemplative Leben gegeneinander auszuspielen. Vielmehr soll das christliche Tun sich aus der Beziehung mit Gott, mit Jesu Wort, ergeben.

Maria hat sich Jesus zu Füßen gesetzt und ihm zugehört. Wir können das auch tun, wenn wir uns hinsetzten und still werden und einen biblischen Text betend lesen und fragen: Was sagt mir Jesus? Was will er, dass ich tun soll? Dieses betende Sitzen zu Füßen Jesu ist aber gefährdet. Schon Maria hat das erlebt. Dem Vorwurf, untätig zu sein, wollen wir uns keinesfalls aussetzen.

In der Unternehmensberatung hat die Unterscheidung DRINGEND und WICHTIG große Bedeutung erlangt. In jedem Betrieb gibt es Anleitungen wie möglichst effizient die dringenden und meist auch wichtigen Aufträge abgearbeitet werden können. Ist die letzte Arbeit auf der Liste abgehackt stellt sich ein Erfolgsgefühl ein. Das Problem ist, dass "nicht DRINGENDE, aber WICHTIGE Tätigkeiten, wie zu Beispiel Wartungsarbeiten und Personalentwicklung etc., vernachlässigt werden. Wegen der dringenden Erledigungen bleibt keine Zeit dafür. Aber Führung und Leitung, das Entstehen und die Entwicklung von Visionen geschieht in diesem Bereich (nicht dringend, aber wichtig).

So glaube ich, dass man die von Jesus vorgeschlagene Wahl des Besseren auch so verstehen kann: Marta hat sich dem vordergründig DRINGENDEN gewidmet, Maria hingegen dem WICHTIGEN.

Hier in der "Fondacion Madre Herlinde Moisés" erlebe ich, dass (vielleicht sogar unbewusst) dem Anliegen Rechnung getragen wird, das Wichtige nicht zu vernachlässigen. Jeder erste Tag der neuen Arbeitswoche ist diesem Ziel gewidmet. Alle MitarbeiterInnen treffen sich zu einem gemeinsamen Vormittag. Das Wort Gottes steht im Mittelpunkt. Das Evangelium des Tages oder des Sonntags wird verkündet und dann darüber gesprochen. Ich staune jedesmal neu über die Kompetenz der Mitarbeiter bei der Auslegung der Bibeltexte. Auch wenn es keine unmittelbare Verpflichtung auf die Ergebnisse der Gespräche gibt, glaube ich dennoch, dass es die Stimmung innerhalb der Mitarbeiter prägt. Ich bin auch überzeugt, dass die Ideen für neue Projekte und Initiativen hier entstehen und dem Geist der Gründerin Schwester Herlinde Moisés gefolgt wird. Natürlich werden auch die in der kommenden Woche anstehenden Arbeiten in Erinnerung gerufen und andere notwendige Informationen weiter gegeben.

      

"Der Christ braucht den Christen, der ihm Gottes Wort sagt, er braucht ihn immer wieder, wenn er ungewiss und verzagt wird; denn aus sich selbst kann er sich nicht helfen, ohne sich um die Wahrheit zu betrügen." (Dietrich Bonhoeffer)

Ich wünsche Euch ein gesegnetes Pfingstfest, Kurt Udermann


Pasacaballo, 2. Juni 2019 (17. Brief)

Am Dienstag hatten wir einen Termin beim Herrn Erzbischof. Der Grund: "Progressio populorum", eine römische, kirchliche Institution, hat der Stiftung ein Projekt bewilligt und dafür € 25 000,- überwiesen. Das Geld liegt auf dem Konto des Erzbischofs. Und dort liegt es nun schon zwei Monate. Dabei hat er selbst das Projekt unterschrieben. Er war grantig, vielleicht überarbeitet und hat uns weiterverwiesen. Es handelt sich um ein medizinisches Projekt, bei dem jungen Müttern geholfen werden soll. Dafür braucht es einen neuen Kühlschrank für Impfstoffe. Überhaupt sollte das Projekt schon angelaufen sein. Jedenfalls verstehen wir nicht, was da läuft.

Jetzt möchte ich wieder ein sehr interessantes Buch eines kolumbianischen Autors vorstellen. Es handelt von der Zeit des (ersten, versuchten) Baus des Panamakanals, der Abspaltung Panamas von Kolumbien und dem Bürgerkrieg.

Es macht einen großen Unterschied aus, ob man bloß nackte Zahlen, die schon erschreckend genug sind, über die Opfer der vielen Phasen des permanenten Brürgerkrieges in Kolumbien vor Augen hat oder ob man mit persönlichen Opfern dieses Wahnsinns konfrontiert wird. Es macht nochmals einen Unterschied, ob man in diesem Land lebt oder auf einem anderen Erdteil. Menschen außerhalb Kolumbiens (und Südamerikas) setzten sich mehr theoretisch mit den damit verbundenen Fragen von Gewalt und Überleben auseinander. Für jeden in Kolumbien lebenden Menschen stellen sich ganz andere Fragen, unmittelbar und existentiell.

                              

Der Schriftsteller Juan Gabriel Vasquez hat sich diesen Fragen gestellt. In seinem Roman: "Die geheime Geschichte Costaguanas" zeigt er anhand des Schicksals einer handvoll Menschen, dass es kein Entkommen von der grausamen Wirklichkeit gibt. Egal, ob einer mit Eifer und Gestaltungswillen die Welt verbessern möchte oder ein anderer sich hinter seinem häuslichen Glück verschanzen will, die Wirklichkeit der Geschichte, die oft genug von Politikern zur Unheilsgeschichte verunstaltet wird, holt jeden ein und schlägt tiefe Wunden. Welche Haltung soll der in Kolumbien lebende Bürger einnehmen? Gibt Vasquez eine Antwort auf diese Frage?

Es ist die Erzählung José Altamiranos, der sich von Joseph Conrad betrogen fühlt. Er hat seine und seines Vaters Lebensgeschichte für seinen Roman Nostromo missbraucht. José hingegen meinte, er und sein Vater würden in Conrads Roman vorkommen. Das war nicht der Fall. Beim Tod Conrads beschließt er, seine und seines Vaters Erlebnisse selbst zu erzählen.

Miguel Altamirano, ein gebildeter Jurist und begnadeter Journalist, verschreibt sich ganz und gar dem liberalen Denken und dem Fortschritt. "Viel Feind, viel Ehr!" scheint sein Leitspruch zu sein. Bogota wird ihm zu eng und er beschließt nach Colon zu übersiedeln. Panama und Colon werden aufgrund des technischen Fortschritts und der Aussichten auf einen Kanalbau immer mehr zum Mittelpunkt der Welt. Als Ferdinand Lesseps, der französische Erbauer des Suezkanals nach Colon kommt, um die Möglichkeiten für einen Kanalbau auszuloten und dem Projekt die Zustimmung gibt, hat Miguel sein großes Vorbild gefunden.

José Altamirano, sein Sohn, ist das Gegenteil seines Vaters. Er nimmt die Rolle des Beobachters und Kommentators ein. Um seinen Vater, dem er erst spät in Colon begegnet, kennen zu lernen, gibt ihm dieser seine Zeitungsbeiträge der letzten Jahre in Colon zu lesen. Dabei stößt Jose auf eine merkwürdige Sache. Er merkt, dass sein Vater nicht die Wirklichkeit berichtet, sondern (s)eine Version der Wirklichkeit. Er interpretiert Dinge einfach um und macht sie seinen Zielen und Anliegen nutzbar. José nennt es refraktierende Sicht der Wirklichkeit.

Aber diese von der Wirklichkeit abweichende Sicht ist alles andere als harmlos. Miguel ließ sich von der Presseabteilung der Kanalgesellschaft in Dienst nehmen und offenbar gut bezahlen. Die Berichte, die er über die Ereignisse am Isthmus und den Fortgang des Kanalbaus schrieb wurden vor allem von Lesseps und den europäischen Anlegern gelesen. So entstand ein riesiger Graben zwischen der Wirklichkeit und seinen geschönten Berichten. Sie sind gut gemeint, denn nichts in der Welt sollte den Kanalbau gefährden.

Nicht wenigen Menschen kostete seine refraktierende Haltung indirekt das Leben. Gustave Madinier war einer der französischen Ingenieure, der mit Frau Charlotte und dem fünfjährigen Sohn Julien nach Colon zum Bau des Kanals kam. Zunächst starb das Kind an Gelbfieber. Miguel half wo er konnte. Als aber das Ehepaar beschlossen hatte in die Heimat zurückzukehren scheute Miguel vor einer unterschwelligen, öffentlichen Erpressung nicht zurück. Die Eheleute Madinier blieben zwar und es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Aber auch Gustave starb als "heroisches Opfer des Kanalbaus" an Gelbfieber.

Seine Frau Charlotte verweigerte jeden weiteren Kontakt mit den Altamiranos und verkam zur legendären Kanalwitwe. Im Fluß Charges will sie sich das Leben nehmen. Ihren Mantel hat sie mit Gesteinsproben gefüllt und lässt sich rücklings ins Wasser fallen. Aber am Grund des Flusses bewegt sie irgendetwas doch am Leben zu bleiben. Sie taucht wieder auf und beginnt ein neues Leben mit José als ihrem Partner. Bald erblickt Töchterchen Eloisa das Licht der Welt. Für die Eltern steht die Welt still. Charlotte und José geben sich ganz der Erziehung des Kindes hin. Die Welt berührt sie kaum noch.

Miguel dagegen tritt in den Hintergrund. Er zieht sich immer mehr in sich zurück, fühlt sich von der Welt missverstanden und verfolgt. Vor allem, nachdem die internationale Presse auch ihn namentlich als einen jener Journalisten entlarvt, die Bestechungsgeld genommen haben. Er stirbt schließlich allein beim Besuch seiner bewunderten großen Kanal-Baumaschinen.

Geht Joses Rechnung auf? Lohnt sich seine Unparteilichkeit und sein Rückzug aufs häusliche Glück? Nein! Auch für ihn gab es kein Entrinnen. Charlotte wurde von einem Deserteur der liberalen Armee, der sich in ihre Siedlung verirrt hatte, erschossen.

Der Schmerz war groß und fast unüberwindlich. José schwor, nun nicht mehr zuzuschauen, sondern zu agieren, zu handeln. Vor allem wollte er sich an Kolumbien rächen, das ihm alles genommen hatte.

Schon bald bot sich ihm die Gelegenheit. Er hatte bestimmte Vorgänge am Hafen und bei der Eisenbahn richtig gedeutet und begriffen, was die Separatisten im Schilde führen. Er hätte die Generäle warnen können, die nahe daran waren, in eine Falle zu gehen. Er tat es bewusst nicht. Das war unter anderem Teil der Schuld, die er auf sich geladen hatte und von der er durch Conrad entlastet werden wollte. Mit den abziehenden, kolumbianischen Soldaten, die die Abspaltung Panamas nicht verhindern konnten, geht José ohne Tochter Eloisa ins Exil.

In London trifft er durch Vermittlung von Lopez Triade Joseph Conrad. Der war beim Schreiben eines Auftragsromans ins Stocken geraten. José erzählte ihm seine und seines Vaters Geschichte, in der Hoffnung "freigesprochen" zu werden und einen Platz in der Geschichte zu bekommen. Aber Conrad dachte nicht daran. Es war seine Geschichte und die Geschichte seines Costaguanas.

Ist also am Ende alles verloren, überall nur Betrug? Sind alle Verlierer? Es scheint so. In einer Welt, wo der Mensch nur insofern Wert für den anderen hat, soweit er ihm von Nutzen ist, ist alles verloren. Wird sich in Kolumbien die Lage erst dann zum Positiven wenden, wenn Menschen anfangen, die anderen Menschen um ihrer selbst Willen zu achten und zu lieben? Kann die Rache des Bürgers gegenüber dem Staat, der soviel Leid ermöglicht und verursacht,  Ziel einer verantwortungsvollen Politik sein?

Und was ist es, was trotz der tristen und fast aussichtslosen Situation Hoffnung gibt? José hätte es nur allzugerne von Charlotte erfahren: "Und ich dachte daran, was auf dem Grund des Chagres geschehen war, an jenem Nachmittag, an dem sie beschlossen hatte, dass weiterzuleben sich lohnte. Charlotte hatte dieses Geheimnis mit ins Grab genommen, oder das Grab hatte sie geholt, bevor sie es mir hatte offenbaren können, aber der Gedanke hatte mir immer Glück geschenkt (ein kurzes, heimliches Glück), dass womöglich ich etwas mit dieser tiefen Entscheidung in der Tiefe zu tun gehabt hätte." (313)

Für den anderen Grund zum Leben sein wollen!? ist das die verändernde Kraft und Motivation zum Leben? 

"Daran entscheidet sich heute Gewaltiges, ob wir Christen Kraft genug haben, der Welt zu bezeugen, dass wir keine Träumer und Wolkenwandler sind." (Dietrich Bonhoeffer)

Eine gute Woche auf Pfingsten hin, wünscht Euch Kurt Udermann


Pasacaballo, am 26. Mai 2019 (16. Brief)

Gestern, am Samstag, haben wir den 54. Jahrestag der Gründung der "Stiftung Madre Herlinde Moises" gefeiert. Es sollte eine schlichte, einfache Feier werden und zwar in Form eines Dankgottesdienstes. Danach sollte die Geburtstagstorte angeschnitten werden.

Den Dankgottesdienst zelebrierte Padre Fernando (jeder Priester wird hier als Padre bezeichnet) und ich konzelebrierte. Fernando war drei Jahre Pfarrer in Pasacaballo und ist jetzt im Vorstand der Stiftung vertreten. Ein Seminarist aus der Pfarre hatte nicht nur den Mesnerdienst übernommen, er ministrierte auch.

Das Evangeliar wurde von sechs Mädchen der Gruppe Cayambe in karibischer Tracht mit Lichtern zum Ambo gebracht. Bei der Gabenbereitung brachten sie in Prozession mit schlichten Tanzbewegungen die Gaben zum Altar. Eine afro-amerikanische Messe haben Jugendliche, ebenfalls aus der Gruppe Cayambe, gesungen.

Padre Fernando hat nicht nur auf den Segen Gottes für das Wirken der Mitarbeiter der Stiftung in den vergangenen Jahren hingewiesen, sondern auch um Gottes Beistand für das Erkennen der Nöte der Menschen durch die Stiftung gebetet. Natürlich hat er an das vorbildhafte und hingebungsvolle Wirken im Geiste Jesu von Schwester Herlinde erinnert.

Nach dem Gottesdienst kamen so ziemlich alle Gottesdienstbesucher mit in die Stiftung. Es bedurfte großen Geschicks die relativ kleine Torte für so viele Menschen, vor allem (hungrige) Jugendliche, aufzuteilen. Immerhin bekamen alle ein größeres oder kleineres Stück. Es war ein schönes, bescheidenes Fest.

                                            

In der Zeit, seit die Stiftung besteht, ist viel geschehen. Viel erfreuliches, aber auch schmerzliches. Abzulesen vor allem an der Biografie von Sr. Herlinde, die geehrt, gefoltert, des Landes verwiesen und wieder aufgenommen wurde und sich wünschte, in ihrer zweiten Heimat begraben zu werden. In ihren Unheilserfahrungen spiegelt sich die Unheilsgeschichte Kolumbiens. Die Menschen dieses Landes tun mir leid. Es gibt wohl keinen zweiten Staat der Welt, der so viele Bürgerkriege mit unendlich vielen Toten zu beklagen hat wie Kolumbien. Ein Wunder, dass die Menschen immer noch freundlich sind und lachen können.

1830, nach Simon Bolivars Tod, bildeten Kolumbien und Panama Neugranada. Die Liberalen und Konservativen standen sich von Anfang an feindlich gegenüber. Seit 1886 ist Kolumbien ein Zentralstaat, die "Republik Kolumbien". 1898 entluden sich die inneren Spannungen zum "Krieg der Tausend Tage". In diesem Bruderkrieg gab es keinen Sieger, aber über 100000 Tote. Kolumbien war derart geschwächt, dass die USA die Abspaltung Panamas und die Schaffung eines eigenen Staates durchsetzen konnten. Der Bau des Panamakanals war Präsident Roosevelts erklärtes Ziel.

Es folgte ein wirtschaftlicher Boom. Der Kaffeeexport erbrachte große Gewinne. Es wuchsen aber nicht nur die wirtschaftlichen Gewinne, sondern auch die sozialen Spannungen. Die Ermordung eines linkspopulistischen Präsidentschaftskandidaten am 9. April 1948 löste den folgenden, grausamen Bürgerkrieg (La Violencia) aus, der sich bis 1963 hinzog und mehr als 200000 Menschen das Leben kostete. Als Lehre aus diesem Bürgerkrieg schufen die Erzfeinde Liberale und Konservative ein paritätisches Regierungssystem. Dieses System war bis in die 1980er Jahre wirksam und untermauerte den politischen Exclusivismus. Vor allem ursprünglich sozial ausgerichtete Gruppierungen (FARC, ELN, M-19, EPL etc.) sahen keinen anderen Weg als gewaltsam für ein echt paritätisches politisches System zu kämpfen. Nach einer kurzen Militätdiktatur wurde die "scheindemokratische Herrschaft" fortgesetzt. Soziale Reformen wurden versäumt. Der Ausschluss unliebsamer, "radikaler" Parteien führten zu einer "kartellhaften Konkordanzdemokratie."

In den Jahren 1974-1982 kam es zur Aushöhlung des Rechtsstaates und zur Unterdrückung der Opposition. Paramilitärische Verbände besetzten Teile des Landes im Auftrag von Militär und Großgrundbesitzern. Die Drogenmafia gewann wirtschaftliche Macht, sah sich aber zusehends von Amerika bedroht. Das Medellin- und Calli-Kartell wurde zerschlagen. Kleinere Netzwerke traten an ihre Stelle.

Im August 2002 hat Präsident Uribe den Ausnahmezustand ausgerufen. 2003 begann eine Demobilisierung der paramilitärischen Verbände. Sie drohte zu scheitern, weil viele Fragen der Verantwortung und Amnestie schwer zu klären waren. Die USA haben sich in der Folgezeit durch das Versprühen von Glyphosat, um die Kokaflächen zu zerstören, viele Feinde gemacht. Präsident Santos ließ 2015 die chemische Vernichtung der Kokapflanzen wegen der gesundheitlichen Folgen einstellen.

Im Juni 2016 wurde von Regierung und FARC, die viel Sympathien beim Volk durch ihre willkürliche Gewaltanwendung verspielt hat, nach vorausgehenden Verhandlungen auf Kuba ein Waffenstillstand vereinbart. Im September wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Er wurde in einem nicht verbindlichen Referendum knapp abgelehnt. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Präsident Santos führte in Kolumbien zu einer anderen Wahrnehmung des Friedensprozesses. Im Nov 2016 wurde in Havanna einer neuer Friedensvertrag geschlossen und von beiden Kammern gutgeheißen. (Quelle: Wikipedia)

Die neue Regierung steht nur halbherzig hinter dem Friedensvertrag und dessen praktische Umsetzung, weil ja jeder seine "gerechte Strafe" bekommen müsse. Was steht hinter dieser Haltung? Ehrlicher Gerechtigkeitssinn oder die Angst, eigener Vorteile verlustig zu gehen? Die Menschen jedenfalls sehnen sich nach Frieden. Die Politiker sind Gefangene des politischen Systems und ihren Eigeninteressen. Ohne klare Entschiedenheit für Versöhnung und Frieden wird die gegenwärtige Chance verspielt und das Töten geht weiter.

Ein bisschen sozialdemokratischer Pfeffer würde den erstarrten Konservativen und Liberalen sehr nützlich sein. Das politische System müsste für alle Strömungen im Land geöffnet und niemand ausgeschlossen werden. Das müsste in einem christlichen Staat doch möglich sein!? Eine Frage sei gestattet: Wo ist die Kirche mit der "Katholischen Soziallehre"? Die hat Rom doch nicht verboten. Oder sind das Problem der Kirche die Bischöfe und Priester, die mehrheitlich aus den reicheren Schichten kommen? Aber ich hab ja leicht reden. 

Mit Dietrich Bonhoeffer wünsche ich Euch ein gutes Zugehen auf Pfingsten: "Der Herr der Zeiten ist Gott. Der Wendepunkt der Zeiten ist Christus. Der rechte Zeitgeist ist der Heilige Geist." Euer Kurt Udermann





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